Samstag, 28. April 2018

Stein vom Herzen


















Früher™ war ja alles besser. Da wurde noch gekämpft und geackert auf dem Rasen und das Stadion war ein Hexenkessel, der die Mannschaft gnadenlos nach vorne gepeitscht hat. Angst haben sie gehabt, denn niemand siegt am Millerntor. Manchmal sogar die Bayern nicht. Früher.

Irgendjemand muss sich letzte Woche an dieses "Früher" erinnert haben, vielleicht hat Schnecke ja mal ein paar Döntjes zum Besten gegeben oder sie haben sich nach dem Training ein paar gute Filme angesehen. Das ganze Stadion zum Beispiel oder Und ich weiß warum ich hier stehe. Denn irgendwie, so ein ganz kleines bisschen, war es heute wie früher. Auch wenn ich mich ungerne selber zitiere:
 
"Sind noch drei Spiele in denen wir von dem scheiß Relegationsplatz runter müssen. In diesen drei Spielen erwarte ich allerdings eine bis in die Haarspitzen motivierte Mannschaft, die bereit ist mehr als neunzig Minuten den Rasen zu pflügen und dem Gegner nicht einen Ball kampflos zu überlassen. Ich erwarte mehr als neunzig Minuten vollen Einsatz für diesen Verein."

Alles drin. Von der ersten Minute an, das Stadion noch eine halbe Stunde früher, Feuer unter dem Dach. Ganz ohne Pyrotechnik, nur durch reine Stimmgewalt, durch eine bis in die Haarspitzen motivierte Mannschaft und das 1:0 schon in der 7. Minute. Durch DiamanTAKOS (den ich so schreiben muss, damit ich endlich die richtige Betonung lerne.)

DiamanTAKOS, bei dem sich viele seit längerer Zeit schon fragen, warum wir den eigentlich geholt haben in der Winterpause. Darum. Weil er bis zur letzten Minute gerannt ist, als alle anderen schon platt waren und weil er nicht stehengeblieben ist um zu lamentieren, nur weil der Schiedsrichter nicht pfeift. Weiterspielen, weiterkämpfen, so geht Fußball. Viel zu lange nicht gesehen hier.

Geradezu unglaublich was auf dem Rasen passiert, verglichen mit den letzten Spielen. Geradezu unglaublich, das sogar in meinem Umfeld laut gesungen und angefeuert wird. Geradezu unglaublich, dass sogar die Verletzung von Buchtmann nur kurze Sorgenfalten auf die Stirn wirft, weil man weiß dass Flum seine Rolle übernehmen kann. Dazu kann Flumi auch noch Tore per Flugkopfball, was will man mehr. Eine 2:0 Führung zur Halbzeit? Nicht in meinen kühnsten Träumen..

Geradezu unglaublich ist auch, dass Schnecke Fußballgott Kalla nicht nur rennen und grätschen kann, sondern zur Not auch Bälle aus der Luft holt wie weiland Zinedine Zidane. Fast noch unglaublicher das Unvermögen der Greuther, Avevors krasse Böcke auszunutzen. Waren glücklicherweise nur zwei, geht aber gegen andere Vereine möglicherweise in die Hose.

Denn, das muss man auch sagen, Fürth war wirklich schlecht. Schlechter als wir gegen Regensburg und Union zusammen. So schlecht, dass sie in der zweiten Halbzeit noch den dritten Treffer durch Neudecker kassieren und das Stadion in den letzten zehn Minuten fast in den Ruhezustand versetzen, weil niemand mehr mit nennenswerten Aktionen rechnet. Endlich kann man sich mal gemütlich zurücklehnen und auf den Schlusspfiff warten, hat auch was. Gegen Bielefeld dann wieder laut ab Minute 1 bitte.  

"Stein vom Herzen" sagt Koschi nach dem Spiel. Ja, definitiv. Aber nur einer, ich fürchte ein zweiter muss auch noch fallen bevor wir mit dieser Saison endlich durch sind. 

Was sonst noch gut war:
Wetter
Bernd Beton Nehrig
Antifa Hooligans zur Halbzeit. Wie früher :D

Was sonst noch schlecht war:
Nix

Was ich schon immer wissen wollte:
Ob die Bierbecherspendenbereitschaft nach Heimsiegen signifikant größer ist als sonst, was mir der VcA Mensch nicht beantworten konnte, weil er erst das zweite Mal dabei war. Angesichts meiner langjährigen Beobachtung bin ich da aber ziemlich sicher, allein schon aus diesem Grund brauchen wir unbedingt mehr Heimsiege.  

Mehr Fotos vom Millernroar bei Stefan Groenveld 

Fotos dazu: Gegengerade Millerntor, FC St.Pauli - SpVgg Greuther Fürth, 3:0.
Musik dazu: Ryan Adams - Prisoner
















Sonntag, 22. April 2018

Das Problem mit der Lernfähigkeit












Der Mensch ist ja eigentlich lernfähig, nur beim Fußball funktioniert das dummerweise nicht. Nicht bei den Fans, die sich wieder in Scharen auf den Weg nach Regensburg gemacht haben und scheinbar auch nicht bei den Spielern, was noch viel schlimmer ist. (Na gut, bei Nazis funktioniert das auch nicht, aber das ist ein anderes Thema.)

Nein, wir haben nichts erwartet, höchstens auf einen erkämpften Punkt gehofft und auf ein kleines Zeichen der Mannschaft, das Hoffnung für die letzten drei Spiele macht. Was wir kriegen sind drei mehr oder weniger dämliche Tore und zwei weit dämlichere rote Karten für Allagui und Sahin. Was tatsächlich manche Menschen jubeln lässt, weil uns das im Falle Allagui eher stärken als schwächen wird. Klingt logisch, am Ende ist es schließlich egal wer die Tore nicht schießt.

Was könnte denn Hoffnung machen? Die "Aufwachen" Rufe am Ende des Spieles, denen sich die Spieler eine Minute ausgesetzt sahen? Die hätten schon seit Wochen hellwach sein müssen. Vielleicht so ein bisschen Statistikblödsinn: In Regensburg scheint, trotz des Namens, immer die Sonne wenn wir da spielen, wir spielen immer grottenschlecht, kassieren grundsätzlich drei Tore und steigen am Ende doch nicht ab.

Vielleicht könnte man etwas Hoffnung aus der Tatsache schöpfen, dass es zwar wie 2012 mit einer äußerst verdienten Niederlage geendet hat, aber zumindest in der ersten Halbzeit phasenweise gar nicht so grottenschlecht war. Zwischen dem 1:0 und dem 2:0 hätten wir auch zwei Buden machen können, mit etwas mehr Glück oder etwas weniger Unvermögen, je nach Betrachtungsweise. Auf jeden Fall hätten wir mit etwas weniger Unvermögen die Tore verhindern können. Lasse ist der einzige, der mir da gerade Hoffnung macht. Innenverteidigung ohne Sobiech, da hab ich schon immer steinharte Magenwände bekommen.

Wer soll die Tore machen? Schneider nicht, der ist wie Park gerade etwas überfordert. Bleibt nur noch Atze, der nach dem Spiel seine niedergeschlagenen Kollegen mit Umarmungen tröstete. Der kann dann die Bälle festmachen, die Schnecke verwandelt. Oder Buchtmann und Flum. Außerdem muss Kauczinski endlich eine Alternative für Buballa finden, Schülerfußball geht in dieser Situation gar nicht mehr - und wann kann Waldi wieder spielen und hat der 'nen Vertrag für die...

nein, ich spreche es nicht aus. Da woll'n wir nich hin, da war'n wir schon. Sind noch drei Spiele in denen wir von dem scheiß Relegationsplatz runter müssen. In diesen drei Spielen erwarte ich allerdings eine bis in die Haarspitzen motivierte Mannschaft, die bereit ist mehr als neunzig Minuten den Rasen zu pflügen und dem Gegner nicht einen Ball kampflos zu überlassen. Ich erwarte mehr als neunzig Minuten vollen Einsatz für diesen Verein.

Aber diese Hoffnung hab ich ja eigentlich immer. Da ist es wieder, das Problem mit der Lernfähigkeit des Menschen.

Was sonst noch schlecht war:
Nichts eigentlich, blöderweise wirklich nur das Spiel. Nicht einmal die Musik im Stadion war schlimm, sieht man von der furchtbaren Hymne mal ab, aber von der hat man kaum was gehört. Danke USP.

Was mal wieder höchst albern war:
Der dauerwinkende und hüpfende Tanzbär und die zwei Mara-Thonis (Arsch?) Geigen? Oder was sollte das sein?
Das Fußballdartgebolze unter Schirmherrschaft von sechs der zweiundzwanzig Oberpfälzer Bierprinzessinnen mag auch albern sein, aber hey, der eine Typ hat 99 Liter Bier gewonnen. Marlene Mortler freut das bestimmt, so greift er wenigstens nicht zum Hanf.


Was sonst noch gut war:
T-Shirt-Wetter aka Affenhitze.
Der Gästeparkplatz in angenehmer Nähe zum Gästeblock.
Der schattige Platz in den oberen Sitzreihen.
Das eiskalte Radler im Gästeblock. Radler mit Weltenburger Kloster ist ohnehin der Hit. Im Kloster allerdings noch weit mehr, weil dunkel und mit krasser Limettenbrause.
Die Halbzeittapete der Regensburger Ultras.

Was am allerbesten war:
Dass seit langer Zeit mal wieder ein paar beste Freunde zusammen losgezogen sind um die Welt äääh, das Legobaukastenstadion zu erobern und wenn das schon nicht klappt, wenigstens ein paar Bier und eine Pulle Sauschwanzlbeisser zusammen zu leeren.
Dass die Entscheidung für meinen Lieblingschinamann an gleich zwei Abenden fiel und ich an einem einzigen Wochenende meine zwei Lieblingsgerichte serviert bekam. Mjam.

 
Fotos dazu: Continental-Arena / Koon Po Ha / Meduzin (geleert) / Spieler beim Warm-up / Maskottchen (brauchen kein Warm-up) / Stehblockgästeknast / Halbzeitbiergewinnspiel / Der Boller von Regensburg / PAG Tapete / Spieler in die Kurve / SSV Jahn Regensburg - FC St.Pauli, 3:1 
Musik dazu: Sinéad O'Connor - Collaborations / Throw Down Your Arms (Special Ed.)





















Dienstag, 17. April 2018

Elbfeuer im Spiegel






















Chemtrailsprühstation "Axel Stoll", Hamburg Altona. Für den bodennahen Wahnsinn :)


Foto dazu: Dockland Hamburg / Nikon D7200
Musik dazu: Rod Melancon - Southern Gothic

Samstag, 14. April 2018

Noch eins für die Statistik


















Pfeifen geht so gar nicht am Millerntor und "Buh" rufen höchstens Schlossgespenster in Kinderbüchern, der Mannschaft wird das jedenfalls nicht helfen. Andererseits fragt man sich langsam, was der Mannschaft überhaupt helfen kann. Noch ein neuer Trainer? Ein alter Trainer? Ein Trainer für den Kopf? Helfen würde jemand der Tore schießen kann, aber der müsste sich selbständig den Ball schnappen und ins Tor tragen, auf irgendwelche Vorlagen oder Zuspiele warten hat sich bisher nicht bewährt.

Was soll man überhaupt noch schreiben nach solchen Spielen, was man nicht schon etliche Male in dieser Saison geschrieben hat? Ach was red ich, in den letzten Jahren. Sie haben sich bemüht, zumindest in der ersten Hälfte, sie haben gekämpft und sind gerannt, zumindest in der ersten Viertelstunde, aber am Ende ist die Note wieder nicht ausreichend, nicht einmal mangelhaft. Bei einer 5 sollte man erkennen können, dass die notwendigen Grundkenntnisse vorhanden sind und die Mängel in absehbarer Zeit behoben werden können.

Da fehlt mir allerdings so langsam der Glaube. Wenn man sieht wie Paderborn und Münster gespielt haben wären wir momentan selbst in der dritten Liga kein Aufstiegskandidat, was eine mögliche Zukunft in wirklich düsterem Licht erscheinen lässt. Nur vier von inzwischen fünfzehn Heimspielen gewonnen, was zum Teufel soll mich hoffen lassen, dass wir in den verbleibenden zwei Heimspielen irgend etwas besser machen? Oder auswärts in Regensburg oder Duisburg etwas reißen können?

Eine eigentlich ganz passable erste Hälfte, in der man seine Torchancen kläglich versemmelt, dabei noch Glück hat, dass der Gegner seine ebenfalls nicht nutzen kann, ist in dieser Liga vielleicht gerade noch ausreichend. Lässt man den Gegner hingegen zehn Minuten vor Spielende im eigenen Strafraum Fußball spielen, ist das ungenügend. Setzen, sechs und Schuljahr einen Stock tiefer wiederholen. Bleibt nur zu hoffen, dass am Ende noch drei schlechter sind als wir, denn in dieser Verfassung werden wir auch eine eventuelle Relegation verkacken.

Bleibt wieder mal ein Spiel für die "gegen zehn Mann sind wir zu doof" Statistik, aber ein Erkenntnisgewinn war das jetzt auch nicht.

Was sonst noch gut war:
Nicht das Wetter.
Dass die Mannschaft nach den Unmutsbekundungen am Ende noch etwas positiven Support vor der Südkurve tanken konnte.

Was sonst noch schlecht war:
Schnelles Umschaltspiel aka Konterfußball. Konnten wir mal (ich erinnere mich dunkel), können wir schon lange nicht mehr.
Die Angst des Torwarts vor dem Strafraum.
Allaguis Beschleunigung.
Atzes Entschleunigung.
Menschen die vier Wochen in einem Iltiskäfig leben und danach einfach in eine U-Bahn steigen, ohne vorher ihre Klamotten zu verbrennen. Döner, Knoblauch, Pizza und Haarspray sind ja normal inzwischen, aber das war abartig.

Fotos dazu: Gegengerade Millerntor, FC St.Pauli - Union Berlin, 0:1
Musik dazu: Calexico - The Thread That Keeps Us









Sonntag, 8. April 2018

Eine kleine Hafenrunde















Der Doc sagt ich soll mich mehr bewegen, der Pappenheimer will mir deshalb Beine machen und das Wetter in Hamburg sagt ebenfalls: "Blauer Himmel, Sonne, geh raus, beweg dich!" Um 14 Uhr. Um 15 Uhr sagt es: "Hahaha, Aprilscherz! Ich hab nicht gesagt wie lange!", aber da sind wir schon am Hafen. Ein Parkplatz neben Kowalkes Fischbude, in fußläufiger Entfernung zum Dockland, weil der Pappenheimer Fähre fahren will.

Das ist wahrscheinlich nicht gerade die Bewegung, die der Arzt mir verordnet hat, da kann ich die Kilometerzähler-Äpp auch gleich wieder ausschalten. Trotzdem eine gute Idee, weil es hier außer Dock- und Legoland nicht viel zu sehen gibt und in Finkenwerder die Eis-Insel lockt. Hoffentlich haben sie das Pink Grapefruit noch.

Auf der Fähre müssen erst einmal zwei Bier gekauft werden, aber einzeln, weil die Kasseuse sonst nicht das nötige Kleingeld rausrücken will, das wir für den Fahrkartenautomaten brauchen, der keine Scheine annehmen will. Öffentlicher Nahverkehr, immer ein Erlebnis.

An Deck fotografiert der Kollege mal wieder jede Menge fremder Leute und fragt sich, ob man das noch Streetfotografie nennen kann, wenn es auf dem Wasser ist. Während er sich mit ein paar afghanischen Jugendlichen anfreundet und Mailadressen tauscht, fotografiere ich zum drölfzigsten Mal den Elbstrand und Oevelgönne, weil ich mit fremde Leute fotografieren immer noch so meine Probleme habe.

Alldieweil auf den Graffitis immer noch der Elbstrand gerettet werden muss (der Schwachsinn ist Gott sei Dank wohl vom Tisch), jammern Autofahrer in der Morgenpest jetzt darüber, dass dem geplanten Radweg auf der Elbchaussee ja Parkplätze zum Opfer fallen würden. Was für Spinner. Es gab nie Parkplätze an der Elbchaussee, ihr habt nur einfach eure Kisten da abgestellt.

Am Hafenlotsenhäuschen versauen mir zwei Köpfe die zwei besten Fotos, weshalb ich wohl demnächst noch einmal Fähre fahren muss, obwohl ich vom Hafenlotsenhäuschen bestimmt schon fuffzig andere Fotos habe, aber eben nicht dieses.

Leider gibt es heute kein Pink Grapefruit in Finkenwerder, aber Walnuss und Pistazie sind auch nicht ganz schlecht. Immerhin trifft man dort Leute, die man sonst nur alle zwei Wochen im Stadion sieht, Hamburg ist ein Dorf. Schon immer gewesen.

Der Rückweg führt uns über Oevelgönne, in den Museumshafen bzw. in die örtliche Gastronomie, zu in der Trinkstärke frei verhandelbaren Gin Tonics mit Zitrone, aber ohne Eis, weil Eis alle. In einer Bar. Kein Eis. Geschmeckt haben soll es aber, immerhin Tanqueray. Wie ich inzwischen aus sicherer Quelle hören musste, hängt die Qualität der Getränke im Sutsche aber sehr stark vom Personal ab, es gibt immer noch kein Eis und das Bier ist zu warm.

Meiner bescheidenen Meinung nach lohnt sich im Museumshafen ohnehin nur ein Fischbrötchen aus Nuggis Elbkate, da ist es direkt schade wenn man keinen Hunger hat, weil man drei Kugeln Eis essen musste.  


Fotos dazu: Hafenpanorama mit Kirchen - Fischereihafen - Toller Ort - Legoland - Dockland - Elbstrand/Oevelgönne - Hafenlotsenbrüderschaft - Möwe Nummer 5 - De oole Wach, Home of Finkwarder Speeldeel - Tiramisuhuhu - Anleger Oevelgönne/Museumshafen - Stettin, Sperber und Vollpfostenmöwen / Nikon D7200.
Musik dazu: Rod Picott - Out Past The Wires