Montag, 8. Juni 2015

Das große Fest im kleinen Hafen
















Der Wetterbericht schon wieder. Gewitter soll es diesmal sein, spätestens am Nachmittag und Regen wär auch wahrscheinlich, wie es halt so ist bei Gewittern. Da aber erfahrungsgemäß die Sonne (fast) überall scheint wo unser allerliebster Kapitän seine OMKA durch die Gegend schippert ist Harburg heute bestimmt ein Sonnenloch, denn es ist wieder einmal Harburger Binnenhafenfest. Das große Fest im kleinen Hafen, wesentlich gemütlicher als der Hafengeburtstag an den Landungsbrücken. Hier wird man nicht von Millionen Touristen überrannt, bekommt an jeder Schänke noch locker einen Tisch mit Sitzgelegenheit, das Bier ist billiger und die Hafenrundfahrt zwar von recht kurzer Dauer, dafür immerhin mit mindestens zehn historischen Schiffen möglich. Und der OMKA, natürlich.

Was in Harburg ebenfalls überaus praktisch ist: man kann mit dem Auto hinfahren. Das Parkhaus kostet heute zwei Euro und ist nur einen Steinwurf vom Kanalplatz entfernt, wo mir beinahe eine fast historische Aufnahme des historischen Schleppdampfers Claus D. geglückt wäre, hätte sich die Wasserwacht mit ihrer Plastikschüssel mal verpisst. Naja und die Fahrzeuge am anderen Ufer hätte man gegen historische LKWs austauschen können, aber das wäre wohl zu viel verlangt. Von der OMKA keine Spur, dabei ist die doch der Hauptgrund für meinen Besuch.

Der andere Grund ist Herr H., der mit seinen drei kleinen Nichten und dem dazugehörigen Schwager auf der anderen Kanalseite weilt, wie er mir telefonisch mitteilt. Ein etwas längerer Fußmarsch über die Zugbrücke über den Lotsekanal, bei dem ich verzweifelt nach Motiven Ausschau halte. Es ist ja nicht so dass es hier nichts gibt, es gibt nur nichts mehr was ich nicht schon fotografiert habe in den letzten Jahren. Wenigstens kann ich die OMKA knipsen die gerade von der Rundfahrt kommt, mit musikalischer Begleitung, wahrscheinlich Country. Wäre was für den Pappenheimer.

Außer Bier, Wurst und Gedöns steht in Harburg viel soziales, karitatives, politisches und sonstwie engagiertes Volk herum, der große Hafengeburstagskommerz findet hier nicht statt. Jedes Jahr dabei - die Hafenpozilei! Lieblingsstand vom Herrn H., der hier immer seine Caps kauft. Hinter das Geheimnis dieser merkwürdigen Vorliebe bin ich nie gekommen, entweder hofft er damit minderjährige Kiffer erschrecken zu können, oder auf mildernde Umstände bei der nächsten Fahrzeugkontrolle. Ein kurzer Blick auf den Tisch der Cops reicht, entweder hat Herr H. den kompletten Bestand aufgekauft oder die Zeit mit Pozileicäppi ist vorbei, die haben nur Prospekte im Angebot.

Zwischendurch könnte man ein zweites Frühstück einnehme, da ich mit der Karre hier bin ausnahmsweise kein Bier. Crêpe mit Erdbeeren und Nutella, hört sich gut an, wenn man Nutella weglässt. Schmatzend beobachte ich, wie eine etwas ältliche Dame den (wahrscheinlich historischen) Wohnwagen einer selbsternannten Wahrsagerin betritt. Sehr zögernd ins Halbdunkel vortastend, als könnte sie die Wahrsagerin mit ihrem plötzlichen Erscheinen erschrecken. "Kehr um!" möchte ich ihr zurufen, "Du wirst auch so glücklich werden. Das Glück ist mit den Doofen!" - aber die Erdbeeren hindern mich leider. Schon wieder jemand in die Falle getappt.

Auf der Bühne hinter dem Kulturkran spielt eine der nicht so weltberühmten Bands, trotz des originellen Namens spielen LazZappeln wenig originell Coverversionen bekannter Hits mit akustischen Instrumenten, aber immerhin keine schlechten Hits und auch nicht schlecht gespielt. Entschieden besser als die Bierstandschlagerkagge auf dem großen Geburtstag. Interessieren tun sich dafür trotzdem keine fünf Leute, bei der Hitze will sicher niemand das Tanzbein schwingen.

Herr H. und sein Schwager stehen an. Die Mädels wollen hüpfen, an so einem Gummibandtrampolindings, für unglaubliche 6 Euro. Das muss ich ausnutzen, endlich mal Motive. Wenn es etwas gibt was ich gut kann inzwischen, dann sind das Kinderfotos. Lange geübt, nur für Gummibandtrampolinactionfotos hatte ich noch keine Gelegenheit. Kann ich gleich mal ausnutzen, falls ich mit der Prinzessin über so ein Ding stolpere. Außerdem weiß ich ja, dass er sich immer freut über nette Fotos "seiner" Mädels. Kamera auf Dauerfeuer, kurze Belichtungszeit und ab dafür, das gibt wieder Arbeit für Stunden am PC, als ob ich nicht genug davon hätte. Bei der kleinsten der drei unglaublich fotogenen Grazien sieht das auf den ersten Blick schon sehr vielversprechend aus, die anderen beiden müssen leider im Gegenlicht hüpfen, aber irgendwas ist ja immer wie der Pappenheimer zu sagen pflegt.

Nebenbei informiert mich Herr H. über seinen vergeblichen Versuch eine Polizeimütze zu erstehen, einen herumschleichenden Halunken mit Entermesser und ein paar historische Fahrzeuge, die man für ein historisches Foto ganz gut an den Kanal stellen könnte, falls die Claus D. wieder vorbeischwimmt. In der Kaffeerösterei gibt es tatsächlich noch zwei freie Tische, einen für die Erwachsenen und einen für die Mädels, ziemlich leckeren Kaffee aus der Pumpkanne, auf dem Rückweg ein paar Stempel für das Abenteuerrallyeheft und der Tausch desselben gegen funkelnden Mädchentand.

Dann ist es endlich so weit, eine weitere Abenteuerreise mit der OMKA steht an. Die große Binnenhafenrundfahrt, die der Käptn als Erklärbär begleitet, während uns eine überaus entzückende junge Dame das Getränkeangebot unterbreitet, von der ich hoffe dass sie eine Festanstellung als Bestmann bekommt. Astra, Alster, Wasser, Cola, Fanta, Prosecco. Wein müsste auch da sein, ich hab vier Pullen an Bord gelassen, trinkt hier eh keiner. Dolle Auswahl für so ein kleines Schiff, oder?

Reicht trotzdem nicht, die stark bemalten Damen neben uns wollen Red Bull oder nix, einzig der Prosecco lässt sie kurz überlegen, doch... nee. Red Bull. Mit sächsischem Dialekt vorgetragen hätte ich das durchaus als Provokation aufgefasst, aber die Damen kommen aus Kolumbien, sind hier nur kurz zu Besuch und ansonsten ebenfalls überaus entzückend, wer sich an Bord dieses Schiffes begibt ist einfach immer auf dem Sonnendeck. Auch ohne Red Bull.

Daher will ich natürlich wie immer am Ende der Fahrt einen schmalen Obolus entrichten, damit uns der Kahn noch möglichst lange erhalten bleibt, doch das lehnt der Käptn kategorisch ab. "Nu is aber mal gut" sagt er, "ich freu mich schon auf den Schiffsbericht."

Nun denn, hier isser. Mit viel Fotos zum drufklicken ;)

Fotos: Historischer Claus - Ein Mann und sein Schiff - Omka am Kanalplatz - Omka - Chillen am Kanal 1 - Maritimes Leben 1 & 2 - Uns Ewer - Kulturkran auf den ich das nächste mal für ein Foto steigen muss - Historische Fahrzeuge 1,2 & 3 - Halunke - Maritimes Leben 3 - Feuerland - Lotsekanalbrücke - Lotsekanalbrücke mit Marxen - Chillen am Kanal 2 - Rock'n'Roll 1 & 2 - Lieblingshausboot - Repsold vor Harburger Hafenschleuse - Pottwal aus Sassnitz - Maritimes Leben 4
Bier: Maisel Chocolate Bock 
Musik: Stray Cats - The Masters / Brian Setzer - Rockabilly Riot



 


















































4 Kommentare:

  1. hier ist ja garnichts los wenn ich nicht da bin :p
    da ist man mal 10 tage weg und will ganze romane nachlesen, aber nix passiert :p
    mach hinne *fg*

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    1. Ich bin nicht mehr auf der Flucht ;)
      Außerdem passiert hier nix mehr weil ich arbeite, Urlauber haben leicht reden.

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  2. Der Pirat sieht irgendwie aus wie mit Photoshop reinkopiert, aber das (fast) historische Foto ist prima, wenn die ihre alten Laster nächstes Jahr an den Kanal stellen würden versuche ich das auchmal *fg*

    Gruß, N.

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    1. Das war ein Halunke, kein Pirat. Wo immer der Unterschied auch liegt, er schien darauf Wert zu legen. Und Photoshop hatte nichts damit zu tun.

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