Mittwoch, 27. Februar 2013

Currywurstversager















Der Hamburger hat eindeutig mit starker Konkurrenz auf dem Schnellfressmarkt zu kämpfen, die wieder erstarkte Currywurst läuft ihm so langsam den Rang ab. Sogar die besseren Burgerbuden wie die Hollywood Canteen schließen Filialen, in der Bramfelder gibt es dafür jetzt Currywurst. Eine edle Variante natürlich, hausgemachte Sauce, Wurst vom Schlachter des Vertrauens und so, mit 08/15 lockt man niemanden mehr hinter dem Ofen vor. Muss ich demnächst mal testen, ob das auch alles Gold ist was da angeblich glänzt.

Heute hab ich einen Schnelltest eingelegt. Den ich mir hätte sparen können, aber was wäre eine Testreihe ohne Ausreißer nach unten. McDoof ist jetzt auf den Trichter gekommen selber Currywurst anzubieten. Der Amiburgerbräter verkauft die McCurrywurst für 2.99 Euro - mit Brötchen! In scharf oder mild! Und mit einem Tütchen Curry zum drüberstreuen, was man nicht macht, wenn man es erst später unter den Servietten findet.
Rausgerissen hätt's das sicher auch nicht mehr, allenfalls den Geschmack der dunklen Suppe etwas übertönt, in der eine der schrecklichsten Würste schwamm, die ich je gegessen habe. Man sollte nicht den Fehler begehen, vor lauter Schreck in das beigelegte Brötchen zu beißen, das macht die Sache keineswegs besser. Wenn ich tippen würde, dann auf nicht ganz durchgebacken und vor zwei Tagen beim Discounter die Reste eingesammelt. 

Eine Stufe tiefer geht eigentlich nur noch mit Mikrowellencurrywurst. Die seltsamerweise niemals unter Pferdefleischverdacht stand, was die Frage aufwirft, wie viel Fleisch da überhaupt drin ist in den Dingern.  
Ich glaub, demnächst probier ich mal eine vegetarische Variante.

Wenigstens ist die Feierabendmusik ganz superfantastischextremgenial: Townes Van Zandt - Sunshine Boy: The Unheard Studio Sessions & Demos 1971-1972

Montag, 25. Februar 2013

alea iacta est















Herrschaftszeiten, was ist das für ein Akt heutzutage eine vernünftige Pauschalreise zu suchen. Mein alter Herr war ein wahrer Meister im wälzen von Urlaubskatalogen, der hat das ganze Jahr nichts anderes gemacht und auch immer die richtigen Perlen gefunden. Die Fallstricke in den Hotelbeschreibungen hat er mir schon vor dreißig Jahren haarklein erklärt, da wenigstens fall ich auf nichts mehr rein. Der konnte zu jedem denkbaren Urlaubsland die richtige Gegend für den perfekten Urlaub nennen, kannte jeden Reiseführer auswendig.  Leider fehlt mir die Beratung heute, dafür gibt es jetzt Onlineportale.

Darunter natürlich jede Menge Spacken, also sollte man sich vor dem Urlaubsziel erst einmal das richtige Reiseportal aussuchen und nicht nur bei den nächstbesten suchen. Hab ich natürlich versäumt, die Idee kam mir erst am letzten Tag, nicht einen Tag zu spät.

Beim Reiseziel allerdings bin ich umgefallen, muss ich gestehen. Aus rein persönlichen Gründen schwebte mir ja immer eine Familienzusammenführung in Portugal vor, aber wenn man zu viert in den Urlaub fährt muss man sich hinterfragen, ob der eigene Traumurlaub auch für den Rest ein ähnliches Vergnügen wäre. Wer weiß schon, ob die Gören Lust haben andauernd die Tante in Silves zu besuchen, nur weil Opa da im Garten so gerne chillt. Obwohl, Rotweineis ist natürlich immer ein Argument, wenn man das mal gegessen hat. Und die beiden Lütten mal zusammen zu sehen war auch ein reizvoller Gedanke, aber es war halt meiner. Einer von vielen, der mich viele Wochen grübeln ließ.   

Letztlich wäre das aber ein ziemlich anstrengender Urlaub gewesen, und unter Urlaub verstehen die meisten Menschen gerade das Gegenteil. Allein der Flug über Brüssel mit drei Stunden Aufenthalt hat mir nicht behagt, dann der Stress mit Selbstverpflegung, jeden Abend ins Auto setzen müssen um ins nächste Restaurant zu fahren, sogar zum Strand braucht man das Auto. Wobei der Atlantik um diese Zeit nicht mal wirklich angenehm ist. Ich glaub Portugal geb ich mir lieber alleine, das ist einfach entspannter ohne Kinder.

Also hab ich mich auf das erschlagende Angebot der Reiseportale gestürzt und nach Hotels mit Komplettbespassung, vernünftig großen Familienzimmern und ähnlichem gesucht. Maximaler Komfort halt, wenn ich schon mal so einen Pauschalurlaub buche. Es gibt Unmengen davon, ob auf Mallorca oder sonst wo, und in allen erdenklichen Preislagen. 5 Sterne Superschuppen mit Villen in Hanglage (Meerblick) und gewaltigen Poolanlagen, die mit gleich 20 Rutschen protzen. Für'n Appel und n Ei. Wär ich beinahe drauf reingefallen, das Angebot stach direkt ins Auge. Im Urlaub will ich aber nicht laufend den Berg hoch latschen und drei Kilometer bis zum Strand sind selbst mit dem Shuttlebus zu viel. Immerhin hat der Schuppen meine Aufmerksamkeit auf die Türkei gerichtet, da wollte ich immer schon mal hin.
Und die ist es jetzt auch geworden, ich hab die richtige Gegend gefunden glaub ich. Weil ein Arbeitskollege da seit ein paar Jahren eine Wohnung hat, die halbe Firma schon in der Ecke gewesen ist und alle begeistert waren, das hat eine andere Aussagekraft als Onlineportalbewertungen. Geht doch nichts über Tipps aus erster Hand.

Die Gegend bietet außer der Prinzessin noch genug schicke andere Motive für meine Kamera, da gibt es Stauseen, Flüsse, Wasserfälle, Amphitheater und alte Märkte, genug Umgebung für ein paar nette Fototouren. Und das Hotel hat außer Wasserrutschen auch noch Trampoline, das wird der Lütten extrem gefallen und meine Speicherkarten schnell füllen schätz ich. 

Da ihre erste Frage heute war, ob das der Urlaub ist wo man ganz viel Nachtisch, Eis und Kuchen umsonst essen kann, war die Entscheidung vielleicht nicht so verkehrt. Außerdem muss ich so nur die Kamera laufend mit rumschleppen und nicht noch dauernd das Portemonnaie zücken.

Dank der Entscheidung, in letzter Minute noch mal nachzusehen was Stiftung Warentest für Onlineportale empfiehlt, der Berücksichtigung dieser Testergebnisse, und dank einer richtig netten telefonischen (kostenlosen) Beratung hab ich das am Ende sogar noch mit Direktflug bekommen, daran bin ich vorher laufend gescheitert. 

Das einzige was mir grad ein wenig stinkt, ich verpass dadurch eines der wahrscheinlichen Konzerte des Jahres und muss mich mit der CD begnügen: Emmylou Harris & Rodney Crowell - Old Yellow Moon
 

Samstag, 23. Februar 2013

Im Vollrausch















Vorspiel
Seit Tagen versuche ich die Dauerkarte loszuwerden, aber ich kriege keinen zu fassen. Der Dartmeister ist sich sicher, der Lange kann nur im Skiurlaub sein, die Karte könnte ich benutzen. Ich bin sicher, etwas vom Auswärtsspiel in Aalen auf der Hinreise gehört zu haben, der muss noch in Hamburg sein. Und solange ich nicht sicher bin kann ich meine Stehplatzkarte nicht verschenken, dabei wüsst ich grad jemanden. Nachmittags klärt sich das, Übergabe vor dem Stadion, kein Sitzplatz heute. Ich bin hundemüde, aber Mittagsschlaf lohnt nicht mehr bei Anpfiff um 18 Uhr, ich guck ne Folge Warehouse 13, bau meine Rollen vor und mach mich auf den Weg, mit einem unguten Gefühl, weil viele schon von der dritten Liga unken. Steckt langsam an. Außerdem ist es schon spät, mir fallen die langen Schlangen vom letzten Spiel ein, das werden die heute hoffentlich im Griff haben.
U-Bahn St.Pauli treff ich die Jungs, der Lange bekommt seine Dauerkarte vor dem Stadion wieder und ich trete in Hundescheiße. Ich trete nie in Hundescheiße, es sei denn es ist ein Abendspiel am Millerntor und man kann nicht sehen wohin man latscht, das ist schon das zweite mal inzwischen, können die ihre Köter nicht woanders ausführen? Als wenn es nicht reicht, dass unsere Jungs gerade Scheiße am Schuh haben.

Soll ja Glück bringen, aber so richtig optimistisch ist niemand. Es wird gemeckert was das Zeug hält, über Frontzeck, die Spieler und überhaupt wird das ganz übel heute, mit Kalla in der Innenverteidigung, das geht nie gut. Zu allem Überfluss fängt sich der Käptn auch noch ne Grippe und kann wieder nicht mitspielen, mit einem Punkt können wir glücklich sein. Die sind garantiert besser als die blinden Kölner. Die nackte Abstiegsangst, das Schreckgespenst von Spielen gegen Hansa Rostock, die Hölle in Stufe 3. 

Die Abfertigung vor dem Stadion geht in rekordverdächtiger Zeit vor sich, die haben aus dem Fiasko gelernt, kaum zu glauben. An meinem Ordner liegt es nicht, ich fürchte beinahe dass er bei der Kontrolle in meinen Armen zusammenbricht und einschläft. Dann sind wir drin, auch an den Versorgungsständen geht es recht entspannt zu, ich entscheide mich bei der Kälte für einen doppelten Glühwein im Pfandbecher, kein Bock auf arschkaltes Bier, ich krieg das bei diesen Temperaturen einfach nicht mehr runter.

Der Block links vom Mundloch ist voll, wir gehen rechts rum und orientieren uns oben wieder nach links, das funktioniert, gute Plätze fast direkt vor den Kollegen im Sitzbereich. Den Standort werde ich mir merken, zumal die Stimmung schon vor dem Spiel ziemlich prächtig ist. Der Süden glänzt mir einer schwarzen Choreo, schickes Motiv, hätte ich gerne direkt von vorne aufgenommen. Man kann nicht alles haben, der Glühwein allerdings ist nicht schlecht, die Finger wärmt er recht gut.

Spiel (1)
Auf der Bank sitzen mit Startsev und Kulikas gleich zwei Spieler aus der U23, das letzte Aufgebot. Ich beruhige mich mit einer Sportzigarette, der Glühwein hat sich unterdessen in kaltes Zuckerwasser verwandelt, große Becher haben halt nicht nur Vorteile. Trotzdem zieh ich mir das Zeug rein, Stimmbänder ölen ist nötig, denn die Gegengerade ist präsent wie selten direkt nach Anpfiff. Wir wissen, es geht langsam ans Eingemachte, die Mannschaft braucht Unterstützung und sie verdient sich das von der ersten Minute an, mit Einsatz und Laufbereitschaft. Klappt nicht immer alles, aber sieht schon wesentlich besser aus als gegen Köln. Nach zehn Minuten setzt Ginczek einen Ball an den Posten, maaaan ey wieso immer Pfosten, wieso kann das Ding nicht einfach mal reingehen. Kurz darauf noch mal Buchtmann, Außennetz, wir haben einfach kein Glück. Aber wir erarbeiten uns Chancen und selbst die Defensive steht, Kalla wirkt recht sicher auf seiner Position, wer hätte das gedacht. Avevor hat das ja auch schon mal ganz ordentlich gemacht, die Frankfurter bringen uns jedenfalls nicht wirklich in Verlegenheit.
Für kurze Zeit droht das Spiel dann in Mittelfeldgedaddel zu versinken, es fehlt der kreative Schub. Dreimal hin und her und dann aus Verzweiflung lang nach vorne, das kanns nicht sein. Die Gegengerade macht Dampf, wir liefern heute das Liedgut, der Süden fällt nach kurzer Zeit, ein denn übertönen können sie uns nicht. Sogar die Haupttribüne wird zu Wechselgesängen animiert, wenn man nicht gerade die Mannschaft  nach vorne peitschen muss. Unfassbar laut heute, das ist die Gegengerade die ich mir erträumt habe.

Zeigt auch Wirkung, wir erhöhen den Druck und dann ist es Danieeeeeeeeeeel Ginczek, der nach einer eigentlich für uns ziemlich gefährlichen Situation auf einmal vorne durch ist und den Frankfurter Torwart verlädt. Wooohooo, ich wusste überhaupt nicht mehr wie sich das anfühlt, 1:0. Führung, Tor, endlich. Wooohooo, den Song 2 hab ich gefühlte Ewigkeiten nicht mehr gehört. Darauf noch einen Glühwein. Und ein zweites Tor vor der Halbzeit bitte, ich sing auch gerne noch lauter wenns hilft.
Hilft aber nix, trotzdem haben wir Frankfurt ganz gut im Griff, wenn nach vorne etwas geht dann meistens über Ginczek, der ist ein ständiger Gefahrenherd. Dagegen kann man die Bälle bei Gogia meistens abschreiben, das ist alles zu harmlos und wenig effektiv. Punkt 45 ist Halbzeit und ich hab derbe einen in der Krone.

Zwischenspiel
Tommi liefert mir noch einen doppelten Glühwein an dem ich mir sofort die Zunge verbrenne. Nullkommavier Liter Glühwein im Pfandbecher reichen für ungefähr 20 bis 25 Minuten, sind davon 5 Minuten zu heiß, 3 Minuten trinkbar und die restliche Zeit zu kalt. Ich will mich lieber wieder über die Biertemperaturen im Sommer aufregen. Hinter mir hat jemand eine Flagge von Penya Sport aufgehängt, was immer das ist. Mein Hintermann freut sich über die Gäste, endlich kein Kartenproblem mehr am Millerntor mit der neuen Gegengerade meint er. Der Süden zeigt Solidarität mit Tim, der scheinbar Nazis blockiert hat, was ich grundsätzlich für eine sehr gute Idee halte, es müsste viel mehr Tims geben. Ich hab unfassbar gute Laune, kaum zu glauben was so ein Tor bewirken kann. Zur zweiten Hälfte fackeln die Pyromanen wieder einmal gefährliches Brennzeug ab, das wird noch ein schlimmes Ende haben mit uns allen. Weltuntergang. Ach nee, der war ja erst.

Spiel (2)
Frankfurt kommt engagierter aus der Kabine und mehrfach gefährlich vor unser Tor, jetzt bitte keine dummen Fehler machen. Aufwachen! Die Südkurve singt irgend etwas einschläferndes vor sich hin, das ist nicht gut. Die Gegengerade feuert dagegen, hier ist der Teufel los und auf dem Platz der Ginczek, der ist richtig geil auf noch einen Treffer und lässt die gesamte Frankfurter Hintermannschaft alt aussehen. Ein Traumtor zum 2:0, Wooohooo was geht das ab, die können es ja doch noch. Fußball spielen, und wie. Die spielen sich gerade in einen Rausch scheint mir, oder bin ich das? Ich brauch ne Sportzigarette, der Glühwein ist schon wieder kalt und pelzt auf meiner Zunge rum. Was für ein Spiel, dass ich das noch erleben darf. Wir leben noch, allen Unkenrufen zum Trotz. Die Gegengerade singt sich in den Vollrausch, die neue Macht am Millerntor. Klaun, klaun, Äppel wüllt wi klaun, ruck zuck övern Zaun, endlich wieder Folklore im Stadion. Mein Hintermann ist völlig aus dem Häuschen, das hat er schon mit 9 Jahren im Stadion gesungen, Papa war Zeuge.

Ich zieh mir die restliche kalte Plörre rein und verliere gerade ein wenig den Boden unter den Füßen, weshalb ich den Rest der Sportzigarette verschenke und meine Nebenleute damit ziemlich glücklich mache. Mir hingegen wird äußerst blümerant, dabei wollte ich die Jungs eigentlich weiter nach vorne schreien, die sind dran, doch was will man machen wenn der Kreislauf spinnt, ich setz mich vorsichtshalber auf den Hintern.  Meine nähere Umgebung reagiert besorgt und erkundigt sich nach meinem Befinden, aber ich kann sie beruhigen. Jedenfalls für kurze Zeit, dann springen sie wie verrückt herum und schreien wieder Wooohooo. Den Torschützen bekomm ich nachgeliefert, es ist wieder Daniel Ginczek. Mitkriegen tu ich nix, ich trink nie wieder Glühwein verdammt. Jedenfalls nicht aus 0.4 Liter Bechern, das hab ich völlig unterschätzt.

Nachspiel
Irgendjemand hat den Rettungsdienst alarmiert und ich beschließe denen wenigstens aufrecht entgegenzutreten, mit etwas Hilfe steh ich auf den Beinen als das Rote Kreuz kommt. Die kommen auf allerhand schräge Ideen und wollen mich am liebsten ins Krankenhaus verfrachten. Ich erklär ihnen die Lage und dass ich sie spätestens in 30 Minuten wieder vollständig im Griff habe, aber sie hätten mich doch wenigstens gerne mal verarztet, also geh ich mit obwohl ich eigentlich noch nicht gehen kann. Sie schleifen mich Treppen hoch und runter, die Nordkurve entlang bis in die Haupttribüne, als wir im Sanitätsbereich ankommen bin ich durch den Gewaltmarsch wieder halbwegs fit und stelle fest das Tommi uns hartnäckig gefolgt ist, sehr beruhigend wenn man sich auf jemanden verlassen kann.

Mein Blutdruck weist geradezu fantastische Werte auf staunt der Sani. "Kein Wunder" grins ich ihn an, "wenn der normal zu hoch ist, dann muss der nach nem Kreislaufzusammenbruch logischerweise großartig sein", kann aber nicht erkennen ob ihn meine medizinische Kompetenz irgendwie beruhigt. Er will mich noch pieksen, mein Blutzucker ist zu hoch. Leicht zu erklären nach der verhafteten Menge zuckersüßen Glühweins, das Zeug ist definitiv gesundheitsschädlich. Das ist das erste mal, dass ich nach einem Sieg die Mannschaft nicht verabschieden konnte, ab sofort gibts nur noch Astra, egal wie kalt das ist.

Ich entlass mich dann mal selber aus der Obhut und bedanke mich für die nette Hilfe, Herrn L. treffen wir am verabredeten Punkt, die Tresenrunde schenken wir uns, genug Vollrausch für einen Tag. Ist die richtige Entscheidung, mit Minirolwoder gehts mir inzwischen deutlich besser.
Aufregen könnte ich mich grad nur über die nicht erreichbare Flimmerkiste, das letzte Tor hätt ich schon noch gerne gesehen. Und das zweite noch mal, das war so phantastisch das man es kaum glauben kann. Wird uns viel Geld kosten am Ende der Saison schätz ich.

Vollrauschmusik: The Slackers - The Question/Peculiar













Donnerstag, 21. Februar 2013

Infratestdimapblabla















Zwei Heimspiele in einer Woche heißt eine Woche Frühschicht, eine Woche um 4 Uhr aufstehen und auf gar keinen Fall niemals nicht verschlafen, das ist in dem Job der Supergau. Ich hasse Frühschicht, aber nach ein paar Tagen merke ich die Vorteile, der Kühlschrank ist voll, die Bude halbwegs aufgeräumt, die Wäsche gewaschen und aufgehängt - und das alles noch vor dem Wochenende.
Ich kann mich ein paar Stunden aufs Ohr legen und sitz um diese Zeit ganz entspannt vor der Kiste, les meine Bloggerkollegen, gönn mir den Feierabendreggae und ne fette Sportzigarette. Normalerweise würde ich jetzt noch drei Stunden ackern müssen. Frühschicht ist doch nicht mal so übel, wenn man sich an die ständige Müdigkeit gewöhnt hat.

Bob Marley begibt sich gerade auf den Exodus als das Telefon klingelt. 089? Kenn ich jemanden so weit südlich? Ja, aber die sind alle gespeichert. Egal, ich nehme einfach mal ab.

GudnAbendwirmachenWählerumfrageInfratestblablakennunssicherausFunkundFernsehenRhabarberRhabarberblabla.
Ein menschlicher Wasserfall. Es gibt sie also doch noch, die Telefonschranzen, die ungefragt Bürger belästigen, ich krieg's nur nicht mit, weil ich um die Zeit immer arbeite. Ich hab noch nie jemanden so dermaßen ohne Punkt und Komma reden gehört, es ist erstaunlich, wann holt die Luft? Wenn die eine Umfrage machen will muss sie mich ja irgendwann mal was fragen. Die erste Frage wird sein, ob ich denn überhaupt an der Umfrage teilnehmen will. Da diese Frage wahrscheinlich in mehr als 90% aller Fälle mit einem kategorischen "Nein" beantwortet wird scheint sie den Zeitpunkt hinauszögern zu wollen. Sie redet immer noch, ich versteh nichts, ich bin grad im Reggaemodus. No Woman No Cry. Ich bin in Trenchtown, everythings gonna be alright. RharberRhabarber, die Frau hat eine niedliche Stimme, aber der Text ist irgendwie dämlich und fragen will sie mich scheinbar auch nichts. Sie stört Bob und ich unterbreche sie mit einem "Halthalthalthalt!"
Der Redefluss verstummt. "Nicht mit mir bitte!"
"Ach so" flötet sie in den Hörer "na dann wünsch ich ihnen noch einen angenehmen Abend. Ich würde jetzt auch lieber Bob Marley hören."

Hätte sie so angefangen hätt ich ihr vielleicht sogar ein paar Fragen beantwortet, aber bis die das lernen mach ich eh wieder Spätschicht.

 Frühschichtfeierabendchillmusik: Bob Marley & The Wailers - Natty Dread/Rastaman Vibration/Exodus

Dienstag, 19. Februar 2013

Viel zu umständlich














Vorspiel
Um 8 Uhr klingelt mich das Telefon aus dem Schlaf, die heiser krächzende Stimme des Langen fragt mich ob ich seine Karte haben will, er wär krank. Nicht lange überlegt, ich hab zwar eine, aber sitzen wär nicht schlecht heute Abend. Meine Stehplatzkarte werd ich in der Firma los, das spart den Weg zum AFM Büro, jetzt muss nur die Kartenübergabe klappen. Die Dauerkarte ist inzwischen beim Dartmeister gelandet, von dem ich eine SMS bekomme. Ich soll mich um halb sieben bei ihm einfinden, dann müssen wir nicht mit zwei Autos fahren. Als ob ich jemals mit dem Auto zum Fußball fahren würde, ich bin doch nicht wahnsinnig.

Also sitz ich im Bus, statt in der U-Bahn. Natürlich sitze ich im falschen Bus, was ich leider erst merke als der um die falsche Ecke biegt. Dass die beiden Linien hier auch immer um die gleiche Zeit abfahren müssen, ich hasse das. Ich muss echt mal lernen auf das dämliche Schild am Bus zu achten, an der Endhaltestelle ändert sich zwar nichts, aber der hier braucht zehn Minuten länger. Nur gut, dass ich die Zeit mal nicht zu knapp kalkuliert habe.

Als ich auf den Anschluss warte erfahre ich per Handy, dass der Dartmeister schwächelt, ob ich den alten Benz eventuell ...
also zum Stadion vielleicht, aber zurück fahr ich sowieso mit der U-Bahn, das ist mir alles viel zu umständlich hier. Außerdem dürfte ich zurück sowieso nicht mehr fahren, aus Gründen. Damit ist das Thema glücklicherweise durch und ich hab den Beifahrersitz. Durch den Dartmeister lerne ich eine völlig neue Strecke zum Stadion. So etwas ähnliches hat mir mein Navi auch mal vorgeschlagen, aber ich hab das damals schon ignoriert, viel zu umständlich. Ich vermute mal er will den dicken Verkehrsströmen in Wandsbek entgehen, aber die hier sind nicht besser. Dafür ist die Ampelschaltung kreuzdämlich, wir stauen uns durch die Stadt und ich muss noch meine Stehplatzkarte übergeben. Ich weiß schon, warum ich zu Spielen mit der U-Bahn fahre.

Am Millerntor flüchten wir aus dem Auto, der Chef darf alleine parken, wir sehen uns am Bierstand. Die Jungs stehen am Kölner Bus, Kartenaustausch, Klönschnack und ab ins Stadion, damit die Steher wenigstens noch eine Chance auf passable Plätze haben.

Herr L. und ich sind deutlich entspannter, so ein Sitzplatz in der ersten Reihe läuft ja nicht weg, also erst mal Bratwurst/Bier und auf den Dartmeister und die anderen warten. Das Catering hier oben ist völlig entspannt, ein Bier dauert keine drei Minuten, die Wurst kommt sofort, der Dartmeister auch irgendwann. Der Klönschnack zieht sich hin, langsam werd ich nervös, das Bier ist eh zu kalt und ich muss ja noch Fotos machen, außerdem singen die auf den Rängen schon die ganze Zeit, ich will auch. Ab auf die Plätze.

Alter Falter, was für ein Traum. Erste Reihe direkt über den Stehern, bequeme Klappsitze, massig Platz und ein grandioser Blick. Vierzig Jahre Dauerkarte machen sich halt irgendwann bezahlt. Für einen Platz in der Ecke würd ich meine Oma verkaufen, hätt ich noch eine.

In der einen Hand das Bier, in der zweiten die Kamera und in der dritten Hand Pyrotechnik, die unsere weibliche Begleitung heimlich ins Stadion geschmuggelt hat, weil man selbst bei Wunderkerzen nicht mehr sicher sein kann. Alles Pyro, alles Randale. Hells Bells und ab dafür.

Frontzeck setzt auf St.Pauli Urgestein, Bruns und Kalla spielen, Boller sitzt immerhin auf der Bank, endlich. Warum Buchtmann auf der Bank sitzt versteh ich allerdings nicht, der war gegen Sandhausen immerhin der einzige Einäugige unter den Blinden. Auf der Torwartposition erspart er mir Gott sei Dank irgendwelche Experimente, ich hatte schon Befürchtungen.

Spiel (1)
"Wir kassieren zu viele Treffer in den ersten zwanzig Minuten" hatte der Lange mir heute morgen noch ins Ohr gehustet, "die sind nicht wach genug am Anfang" und dass uns das noch das Genick brechen wird wenn wir das nicht abstellen können. Die Abstiegsangst geht um, ich bin gespannt wann es bei mir auch soweit ist. Das Spiel läuft gefühlte Sekunden, da senst Torre schon einen Kölner um. Sofort greift der Schiri in seine Tasche, gelbe Karte. Nee was fürn Scheiß denk ich, in den ersten fünf Minuten kann man es auch mal bei ner Ermahnung belassen, so wild war das nun nicht. Keine Ahnung was fürn Kartengott das ist, sieht nicht aus wie Aytekin, benimmt sich aber so. Viel schlimmer find ich aber momentan den Freistoß, die Entfernung gefällt mir nicht. Ungutes Gefühl. Scheiß ungutes Gefühl, trügt mich nicht, nach drei Minuten steht es 0:1 und ich erinnere mich wieder an das Gespräch heute morgen.

Der Schock ist kurz, abschütteln, weitermachen, kämpfen. Jetzt erst recht, 87 Minuten Zeit. Das wird anstrengend, das wird laut. Denn die Jungs kämpfen, geben keinen Ball auf und ackern sich richtig rein. Das ist das Positive, das ist anders als Sandhausen. Negativ ist nur, es kommt nichts dabei rum. Wenn mal was auf das Kölner Tor kommt ist es zu harmlos oder geht gleich um Meter vorbei. An Unterstützung von den Rängen mangelt es nicht, es ist verdammt laut auf der Gegengerade, selbst die Gesänge der nahen Südkurve gehen darin teilweise unter. So ungefähr hab ich mir das vorgestellt, in dieser Gegend bleibe ich. Wenn wir den Support über die volle Distanz durchhalten geht noch was, die Boys in Brown sind willig, wir sind es auch. Die Kölner ebenfalls, zwei gefährliche Situationen kann Tschauner entschärfen, solche Szenen wünsch ich mir mal auf unserer Seite, aber wir spielen zu umständlich. Oder zu dämlich, so ein Zuspiel mit der Hacke in die Mitte ist Grütze, wenn da niemand steht.  
Kurz vor der Pause fällt wieder ein Kölner um, wieder ist Torre beteiligt und bei den bisherigen seltsamen Schiedsrichterentscheidungen ist eigentlich allen klar was passiert. Gelb-Rot, wir spielen die zweiten Hälfte mit zehn Mann weiter. Ich bin völlig begeistert von dieser Situation, der Rest des Stadions ebenfalls, gellendes Pfeifkonzert zur Halbzeit, ich erfahre endlich wer die Pfeife ist dem das gilt, Manuel Gräfe. Der steht schon lange auf meiner will-ich-hier-nicht-sehen-Liste, voll der Unsympath.

Zwischenspiel
Exzellente Bierversorgung hier, ich kann stehen bleiben. Koschi und Herrn B. erkenne ich unten in der Meckerecke, aber Kontaktversuche scheitern, keiner von beiden greift zum Handy. Erst eine SMS wird wahrgenommen, wildes Gewinke, aber keine Anstalten den Platz zu verlassen, die Gegengerade ist zu groß geworden für gegenseitige Besuche in der Halbzeit. Also am AFM Container nach dem Spiel, das wollte ich bei der Witterung eigentlich vermeiden.

Spiel (2)
Die Mannschaft kommt unverändert auf den Platz. Wann kommt Boll? Wir brauchen jetzt den Leitwolf. Einen der auch mal nicht lange fackelt, denn wir spielen weiterhin viel zu umständlich. Dabei sind die trotz Unterzahl weiter verbissen dabei, aber der letzte Pass ist meist einer zu viel. Weiterhin mostly harmless, wer soll bei uns nur die Tore schießen? Nach zwanzig durchwachsenen Minuten kommen der Käptn und Ebbe. Die Erleichterung auf den Rängen ist spürbar, ein lautes "Boll" hallt durch das Stadion wie ein Ruf nach dem Erlöser. Boller ist wieder auf dem Platz, es gibt noch Hoffnung. Der versucht es auch gleich mal aus der zweiten Reihe, leider abgeblockt. Der Wille ist den Jungs heute nicht abzusprechen, entsprechend werden sie nach vorne gepeitscht, aber in der Abwehr tun sich gewaltige Lücken auf, Scheunentore, die von den Kölnern glücklicherweise nicht genutzt werden. Viel zu umständlich was die machen, die sind nicht besser, die sind nur einer mehr.
Für weiter spannende Unterhaltung sorgt Schiri Gräfe mit seinen skurrilen Entscheidungen, der Kasper veranstaltet einen unglaublichen Zirkus, über jeden Scheiß wird inzwischen diskutiert, jeder Ball muss beim Freistoß ein paar unglaublich wichtige Meter weiter zurück. Der kommt nach diesem Spiel auf meiner Schiedsrichterhassliste gleich hinter Aytekin.   
Die Uhr läuft gnadenlos runter und Köln macht das Spiel langsamer. Geht ganz simpel, man legt sich einfach auf den Rasen und mimt ein wenig den sterbenden Schwan, bis jemand auf den Schwerverletzten aufmerksam wird, der Gegner fairerweise den Ball ins Aus spielt und das Notarztrettungsteam sich kümmern kann. Dann hinkt man ein wenig unbeholfen und langsam über den Rasen, um kurz darauf frisch wie der junge Frühling über selbigen zu springen. Gibt natürlich Diskussionen und Unmutsbekundungen, als Ergebnis eine gelbe Karte für Boll, was der Beliebtheit Gräfes nicht zuträglich ist. Als hier das letzte mal jemand so beschissen gepfiffen hat flog anschließend ein Bierbecher.

Köln ist in den letzten Minuten näher am zweiten Treffer als wir am Ausgleich, aber ähnlich blind. Alles viel zu umständlich, zu langsam, zu unübersichtlich. Ginczek versucht sogar noch etwas ähnliches wie einen Fallrückzieher, alles saft- und kraftlos und daneben.  Kurz vor der Nachspielzeit löst sich unsere Innenverteidigung komplett auf, nach Thorandt geht jetzt noch Mohr nach einem angeblichen Foul mit gelb-rot vom Platz, eine völlig lachhafte Entscheidung. Selbst ein Sieg wäre damit teuer erkauft gewesen, aber hier schaffen wir nicht einmal den Punkt den wir verdient gehabt hätten. Den hat Gräfe zwar nicht alleine verhindert, aber er hat die nächsten möglichen Punkte noch schwerer gemacht. Wenigstens die Einstellung hat gestimmt, aber ob sich die lange halten kann wenn sie nicht belohnt wird steht auf nem anderen Blatt.
So langsam mach ich mir Sorgen.

Nachspiel
Scheiß Wetter, scheiß Ergebnis, scheiß Montag, kein Nachspiel. Kurzes Treffen am AFM Container und ab nach Hause, in vier Stunden ist Frühschicht angesagt. Der Dartmeister hat sich recht plötzlich verdünnisiert, sein Handy ist mal wieder aus. Dadurch bin ich plötzlich Besitzer eine lebenslangen Dauerkarte, die bis Freitag den Weg zurück zum Besitzer finden muss. Geiler Platz da oben, aber alles viel zu umständlich.

Musik, nicht umständlich: Mano Negra - In The Hell Of Patchinko













Sonntag, 17. Februar 2013

Alles so schön bunt hier















"Au weia, das gibt voll Mecker" war sich Herr Willnix sofort bewusst, kaum dass er Gesicht und Arme des schlafenden Pappenheimers  mit wasserfestem Edding verziert hatte. Neunzehn Jahre hätte er auf die Gelegenheit warten müssen. Nun denn, die Unsitte des "Schmückens" betrunkener Personen hielt ich eigentlich für ausgestorben, aber im Regenwald wird sie noch von Zeit zu Zeit praktiziert.

Dieser Gefahr war ich mir allerdings stets bewusst, wenn der Frühstückskaffee schon mit 73%igem Rum geschmacklich verfeinert wird muss man den Rest des Tages enorm aufpassen, dass das nicht aus dem Ruder läuft. Zumal die da unten laufend irgendwelche alten Schätze unbestimmten Alters ausgraben, die einem dann als Original Sauerländer Spezialität angeboten werden, selbst wenn das angenommene Mindesthaltbarkeitsdatum erkennbar um Jahre überschritten wurde. Omas neongrüner Quittenlikör erinnerte von der Konsistenz dann auch eher an püriertes Quittengelee, intensiv süß duftend. Ungefähr die halbe Flasche ist im Ausguss gelandet, bevor jemand auf die Idee kam Alkohol könne unmöglich schlecht werden, das könne man ganz sicher wenigstens noch als Topping für Vanilleeis benutzen und überhaupt wären alte abgelagerte Spirituosen zu wertvoll um sie in der Kanalisation zu versenken.

Abgesehen davon kommt ja auch öfter mal Besuch, dem man das Zeug dann aufschwatzen kann, wenn sich die Idee mit dem Vanilleeis als Trugschluss erweisen sollte. Großmutters Holunderlikörchen wenigstens war noch flüssig, und was flüssig ist muss weg, bevor es noch wirklich schlecht werden kann.

Ein sehr bunter Abend, der wahrscheinlich nur dank Hippos Käse-Lauch-Suppe nicht auf den Magen geschlagen ist. Die wäre bei der Chefvisite am nächsten Abend auch durchaus willkommen gewesen, aber solange das Grundnahrungsmittel in ausreichender Menge vorhanden ist muss man nicht auf irgend etwas rumkauen, woll?

Trotz der üblichen Schwächen *fg* wieder mal eine sehr amüsante Zeit im Regenwald. Danke für die Frühstyxeier und den lecker Kaffee. Wenn ich wiederkomme werde ich mal gucken, wie viel von dem Quittenpüree noch in der Flasche ist.
  
Großartige Mitbringselmusik: Nick Cave & The Bad Seeds - Push The Sky Away. Leider nichts für den Pappenheimer diesmal, der Nick Cave.






Freitag, 15. Februar 2013

Widerstand ist zwecklos














Die ersten Erdbeeren des Jahres entdecke ich wie immer beim Bäcker, und wie immer kann ich nicht widerstehen. Es sind nur vier halbe Erdbeeren auf dem viel zu süßen Plunderteig mit zu viel Pudding darunter, aber es sind Erdbeeren. Rot und verlockend. Wahrscheinlich aus irgend einem Gewächshaus in Spanien, vielleicht aus Israel oder Marokko, ökologisch auf jeden Fall höchst bedenklich. Geschmacklich wahrscheinlich auch nicht wirklich der Bringer.
Aber: Erdbeeren.

Widerstand ist zwecklos. Ich hab sie assimiliert.


Mittwoch, 13. Februar 2013

Birne, Käse, Nuss















Herr Ärmel war neulich so freundlich mich auf eine Möglichkeit der Weiterverarbeitung von schimmeligem Zeugs Gorgonzola aufmerksam zu machen, die ich bisher nicht in Erwägung gezogen hatte. Dabei ist mir die Kombination aus Birnen, Walnüssen und Blauschimmelkäse nicht einmal unbekannt, ein Galette mit diesen Zutaten ist schon lange einer meiner Favoriten im Ti Breizh und wird eigentlich nur von der Variante mit warmem Ziegenkäse, Honig und Cassis-Zwiebelkonfitüre übertroffen.

Demnächst muss ich also nur noch herausfinden wie man anständige Galettes aus Buchweizen fabriziert, ob die Mischung aus Gorgonzola und zerstoßenen Walnüssen mit Creme Double oder Creme Fraiche besser schmeckt und wo man leckere aromatische Birnen bekommen kann (im Supermarkt jedenfalls nicht).

Eins habe ich recht schnell herausgefunden: man muss nicht stundenlang rühren wie die Frau Waas, wenn man einen Stabmixer besitzt. Damit kann man tatsächlich in weniger als einer Minute ohne große Anstrengung eine homogene cremige Masse herstellen, wahrscheinlich müsste man nicht einmal die Walnüsse vorher im Mörser zerbröseln, aber wenn man nur Zutaten für einen Versuch hat, dann ist man ja erst mal vorsichtig.

Es ist natürlich denkbar, dass eine stundenlang mit viel Liebe handgerührte Gorgonzolasauce doch ein paar Nuancen besser schmeckt als meine Hochgeschwindigkeitsmixerei, aber ich geh ohnehin davon aus, dass Frau Waas nicht zu den erstbesten Zutaten greift (ich hab grad nur den Supermarkt) - und das ist ohnehin ein weitaus entscheidenderer Faktor, will man ein Maximum an Genuss erreichen.   

Außerdem bin ich in der Küche echt faul geworden.

Irgendwann werde ich anständige Birnen finden, den Gorgonzola an der Käsetheke bei Andronaco kaufen und Creme Fraiche vom Biohof verwenden, die Walnüsse einzeln schreddern und alles per Hand rühren.

Aber erst, wenn ich Buchweizengalettes backen kann. 

Blauschimmelmusik: Massive Attack - Atlas Air


Samstag, 9. Februar 2013

Eine Verabredung mit Frau Schmidt















Hallelujah! Ich hab schon gedacht die Dinger kommen überhaupt nicht mehr an, aber alles wird gut, drei Karten für die einzig wichtige Frau die noch in meiner Konzertsammlung fehlt sind sicher gebunkert, was nicht nur mich unglaublich freuen wird. 
Dabei habe ich lange Jahre mit Patti gehadert, als sie sternhagelvoll das Rockpalastkonzert von Johnny Winter gesprengt hat war ich tatsächlich ein wenig sauer auf die Dame, doch nicht nur die Zeit hat diese Wunden geheilt. Die wenigen Platten die sie in den letzten Jahren gemacht hat mussten natürlich alle in die Sammlung, regelmäßig folgte der Blick auf einen Tourneeplan und regelmäßig folgte die Enttäuschung: Kein Konzert in unmittelbarer Nähe. Keins, was irgendwie finanzierbar gewesen wäre. Seit ich ihr Konzert vor 10 Jahren verpasst habe keine weitere Chance, und die Kritiken damals haben mir Tränen in die Augen getrieben.

Doch jetzt hat sie endlich ein Einsehen, und nicht nur das: sie spielt wieder im Stadtpark, der wohl schönsten Arena für so ein Konzert, die man sich überhaupt denken kann. Ich krieg mich grad vor Freude gar nicht mehr ein. Nicht auszudenken, wenn das Wetter auch noch mitspielen würde, Anfang Juli immerhin im Bereich des Möglichen. Da könnte man vielleicht sogar barfuß tanzen.

Ich bin sogar sehr sicher, dass ich das machen werde, wenn sie Dancing Barefoot spielt. Selbst wenn es regnet.

Sehr frühe Einstimmung: Patti Smith -  Live Aux Vieilles Charrues 2004

Dienstag, 5. Februar 2013

Im Norden vereinzelt Niederschläge















Vernunftbegabte Lebewesen bleiben bei dieser Witterung in der warmen Bude, sobald sie ersten Anzeichen einer ernsthaften Erkältung bemerken. Allerdings fallen die Begriffe "Vernunft" und "Fußballfan" selten in einem Satz, aus Gründen. Dass die Entscheidung für das Spiel gegen Cottbus nicht unbedingt die cleverste war hab ich dann bemerkt, als ich später meinen bedenklichen Zustand per Fieberthermometer überprüft hab. Heidewitzka Herr Kapitän, glatte 40 hatten wir ja lange nicht mehr. Das erklärt dann auch ein wenig meinen unsicheren Gang auf dem Bahnsteig, und ich dachte schon ich kann keine drei Bier mehr vertragen. Vierzig Grad Fieber ist jedenfalls mal eine Ansage, ich wusste gar nicht mehr wie dreckig es einem dann geht, aber so langsam kommt die Erinnerung wieder.

Jetzt liege ich also wieder flach, dabei habe ich die üblen Nachwirkungen der letzten Liegeperiode noch nicht einmal vollständig überwunden. Wenigstens kam die ohne Schweißausbrüche, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen und seltsam pfeifende Geräusche der Lunge aus. "Das ist echt nicht Dein Jahr" kommentiert Frau F. aus der Personalabteilung meinen krächzenden Anruf, die Stimme macht weitere Erklärungen nahezu überflüssig. Wenn ich daran denke, dass dieses Jahr gerade erst angefangen hat, dann hoffe ich mal dass sie nicht recht behält damit.

Jetzt muss ich sehen, wie ich diesen Mist so schnell wie möglich wieder loswerde, denn das bringt meine gesamte Planung durcheinander. Mein Wochenende im Regenwald werde ich wohl um eine Woche verschieben müssen, was nur geht weil wir erst am Montag das nächste Heimspiel haben. Macht mich allerdings abhängig von der Zeitplanung meiner Kollegen, denn ursprünglich hab ich mir halt einen anderen Freitag freigehalten und bei dem Wetter fahr ich ungern Nachts wenn es sich vermeiden lässt.

Verwanzte dämliche kleine Scheißbazillen, man sollte sie einzeln zu Tode foltern.

Sonntag, 3. Februar 2013

Manches ändert sich nie















Vorspiel
Endlich wieder Fußball, doch als ich aufwache wird meine Vorfreude etwas gebremst, es kratzt verdächtig im Hals und der Hustenreiz ist unangenehm. Ich gönn mir noch eine Stunde Schlaf, aber besser wirds nicht. Einen blöderen Zeitpunkt sich zu erkälten kann es kaum geben.
Das Frühstücksorakel hingegen ist ein kleiner Trost, es gibt lecker Naschkram aus der Cottbuser Baumkuchen Manufaktur und ein paar Tassen starken Kaffee. Man hatte mir letzte Saison Spreewaldgurken empfohlen, aber Cottbus liegt allenfalls am Rande des Spreewalds, außerdem habe ich Angst damit ein Gurkenspiel heraufzubeschwören. Handgedrechselter Baumkuchen hingegen scheint mir eine extrem gute Wahl zu sein, damit wäre alles andere als ein überzeugender Heimsieg eine Enttäuschung.

In der Bahn treffe ich ein Paar mit kleinen Kindern und nutze die Gelegenheit für eine Fragestunde, schließlich soll ich dieses Jahr noch die Kleinen ins Stadion schleppen. Wenn man gute Nerven hat geht das wohl auch auf der Gegengerade, da ist auf jeden Fall mehr los als im Kinderblock.

Herrn L. und Tommi treffe ich am Bahnhof, fünf Minuten später trennen sich unsere Wege wieder, Herr L. hat einen Sitzplatz. Im Stadion lange Schlangen an den Bierständen, das hat sich nicht geändert. Nur meinen alten Stand gibt es leider nicht mehr, da hatte ich das Astra in wenigen Minuten. Ich muss früher kommen und mich genauer umsehen, alles so neu hier.

Und schon ziemlich gut gefüllt die Ränge, noch ein Grund früher zu kommen. Ich latsch hoch bis zu den Sitzplätzen um dem Dartmeister die versprochene DVD zu überreichen, der Blick auf das Spielfeld von hier oben ist großartig.  Die ganze Tribüne ist großartig, nur lässt sie sich aus dieser Position nicht adäquat einfangen, weshalb wir zu Koschi und Herrn B. in die neue Meckerecke umziehen, direkt unter der Anzeigetafel, mit Blick über die ganze Länge der Gegengerade. 

Die unmittelbare Nähe eines Zaunes birgt weitere Vorteile: Koschis DIY Bierbecherhalter, ausgelegt für drei der endlich auch hier erhältlichen Pfandbecher. Hervorragende Idee, sehr gut umgesetzt, ich bin schon gespannt wann der erste Ordner das Teil für einen Schlagring hält und aus dem Verkehr zieht.

Kurz darauf wird es endlich richtig kuschelig, im Forum wurde zur Einweihung ein lautstarkes "You'll never walk alone" gefordert, eingesungen von niemand geringerem als Gerry & The Peacemakers bzw. seiner Konserve, ausgesungen von 13.000 Kehlen in meinem neuen Wohnzimmer. Da sind die Äuglein bei so manchem feucht geworden schätz ich.
Danach der übliche Ablauf, Hells Bells und Konfetti, Fahnenschwenker und Aux Armes, manches ändert sich Gott sei Dank nie, sieht man mal von der rasant angewachsenen Lautstärke ab. Endlich richtig Krach unterm Dach. Endlich wieder Fußball.

Spiel (1)
Ich bin abgelenkt. Ziemlich viele Leute sind abgelenkt stell ich fest, überall hört man lobende Worte für die neue Tribüne, lobende Worte für das Spiel sind schwerer zu finden. Mittelfeldgeplänkel mit gelegentlichen Ausflügen in Richtung gegnerischer Strafraum, keine wirklich zwingenden Aktionen von beiden Seiten, aber man bemüht sich. Cottbus bemüht sich ein wenig mehr, steht sehr eng und greift früh an, genau so hab ich mir das eigentlich von unseren Jungs vorgestellt. Die fangen da an wo sie letztes Jahr aufgehört haben, eine Verbesserung der Spielkultur kann ich nicht erkennen, die Abschläge von Tschauner sind gewohnt katastrophal. Schüsse entschärfen kann er weiterhin ziemlich gut, das beruhigt. Was machen die im Trainingslager außer Playstation zocken? Koschi sieht jetzt schon ein mageres 0:0 auf uns zukommen, aber ich denke an den Baumkuchen und bin weiter optimistisch. Das ist ein Hammerorakel, das kann überhaupt nicht schiefgehen.  

Zwischenspiel
Die Versorgung mit Bier ist unglaublich zäh, selbst während des Spiels brauchen die Versorger unverhältnismäßig lange, trotzdem rollt der Nachschub unaufhörlich an. Das muss sich unbedingt einspielen, sonst werde ich dort nie Bier holen gehen. Auf den Rängen entdecke ich Herrn L., sein Sitzplatz entpuppt sich als Mogelpackung, in dem Block stehen alle bis in die letzte Reihe und direkt vor seiner Nase hängt ein Banner der St.Pauli Skinheads. Auf alte Leute wird heutzutage einfach keine Rücksicht mehr genommen. Mit Block 2 gibt es einen kurzen Winkkontakt nach telefonischer Standortbekanntgabe, früher bin ich zur Halbzeit auf ein Gespräch vorbei, heute spar ich mir den Weg, zu anstrengend. Mir ist kalt, das eiskalte Bier wird daran nichts ändern, ganz im Gegenteil, doch für Glühwein müsste ich selber laufen. Ich hoffe auf ein erwärmendes Spiel in der zweiten Hälfte.

Spiel (2)
Wieder werde ich enttäuscht, es läuft einfach nichts zusammen. Solange wir zwanzig hochkarätige Chancen für ein Tor brauchen wird sich das nicht ändern, vor allem müsste man dafür eine Kreativabteilung haben die solche Chancen generiert. Die Rolle füllen heute weder Buchtmann noch Bartels aus, wenn in die Spitze mal was kommt geht das daneben oder wird gleich verstolpert. Wenn man kein Glück hat kommt auch noch Pech dazu, manche nennen es sogar Unvermögen. Ebbers kommt für Buchti, mit neuem Kampfhaarschnitt im GI Joe Style, die 100 muss fallen. Ich will ein Tor. Jetzt. Ich will das Dach wegfliegen sehen beim anschließenden Radau, ich will eine anständige Einweihung des neuen Tempels, so ähnlich wie bei der Verabschiedung des alten.
Ist zu viel verlangt, wir haben eher noch Glück bei einem Abseitstreffer und einer elfmeterreifen Notbremse von Torre, insofern hätte die Premiere auch völlig in die Hose gehen können, was irgendwie auch wieder typisch wäre für diesen Verein. Manches ändert sich halt nie.

Eine Sache bin ich aber jetzt endgültig los, teure Frühstücksorakel werd ich mir in Zukunft stecken. Solange es "funktioniert" hat war das eine lustige Angelegenheit, aber wenn ich für 25 Euro Baumkuchen bestelle muss ein Heimsieg dabei rausspringen. So umwerfend wie erwartet war der nämlich nicht.

Nachspiel
Die letzten Bierbecher sind aus Weichplastik, wieso können eigentlich zu wenig Pfandbecher am Start sein? Gibt die niemand mehr ab? Alles für VcA, das macht man nach dem Spiel, meine Finger frieren fest, und das innere Zittern macht sich unangenehm bemerkbar. Trotzdem gehen wir noch am AFM Container vorbei, wo ich Herrn L. ein wenig für seinen Stehsitzplatz verspotte, er zeigt sich jedoch relativ unbeeindruckt. Auch den Vorteil der freien Standortwahl bei Stehplätzen wischt er lässig beiseite. Den gedenke ich demnächst voll auszukosten, wenn es mir gelingt Tommi für ein rechtzeitiges Erscheinen zu begeistern. Nichts gegen die Meckerecke, aber trotz der freundschaftlichen Verbundenheit zur Tresenkurve ist das nicht meine erste Wahl. Was den Blick auf das Spielfeld angeht bin ich nach einem halben Jahr auf der Haupttribüne verwöhnt.

Musikalische Verwöhntherapie: Bo Diddley & Ronnie Wood - Live at the Ritz
andere Verwöhntherapie: Bett. Jetzt. Mit zwei Decken.









Freitag, 1. Februar 2013

Tütenfüllungen















Irgendwann lern ich es noch den Inhalt der Tüte zu kontrollieren, wenn ich sie am McDoofdrive-Schalter in Empfang nehme. Denn um Mitarbeiter am McDoofdrive-Schalter zu werden muss man maximal bis drei zählen können und das ist manchmal zu wenig.
Vielleicht ist das auch nur Teil des Geschäftsmodells und der erfolgreichste McDoofdriver wird Mitarbeiter des Monats, am Tresen ist mir das jedenfalls noch nie passiert.

Vielleicht sollte ich in Zukunft auch ganz auf den Mist verzichten, denn trotz des fehlenden Burgers ist mir schlecht, und das liegt nicht daran, dass ich mir gerade überlege was ich für die Kohle beim Inder alles hätte bestellen können.

Die besten Tüten füllt man sowieso immer noch selber. In diesem Sinne...

*bastel*

Wochenendeinleitung: Roebuck 'Pops' Staples - Peace To The Neighborhood/Father Father