Montag, 3. Mai 2010

Vincent will meer
















So langsam entwickelt sich das Zeise zu meinem Lieblingskino, jedenfalls ist es das einzige Kino, in dem ich noch nie einen schlechten Film gesehen habe. Der gerade angelaufene Sin Nombre hätte mich zwar ebenfalls sehr gereizt, aber ich hatte Madame Z. im Vorwege schon so viel über Vincent will meer erzählt, dass ein kurzfristiges Umschwenken sicher für Irritationen gesorgt hätte. Abgesehen davon wäre ein Tausch von Komödie gegen Sozialdrama nicht vermittelbar gewesen, auch wenn es in diesem Fall eine Tragikomödie war. Zum Film:

Der 27jährige Vincent (Florian David Fitz) leidet am Tourette-Syndrom. Seine Mutter ist gerade gestorben, sein Vater (Heino Ferch), ein blasierter Lokalpolitiker, kann mit seinem Sohn nichts anfangen und steckt ihn in eine Reha-Klinik, in der er lernen soll seine Ticks zu unterdrücken. Dort lernt er die magersüchtige Marie (Karoline Herfurth) und den Zwangsneurotiker Alexander (Johannes Allmayer) kennen. Da Vincent die Asche seiner Mutter, die er in einer Bonbondose mit sich rumträgt, unbedingt ans Meer bringen will, klaut er zusammen mit Marie den alten Saab der Heimleiterin Dr. Rose (Katharina Müller-Elmau). Weil Alexander droht, den Diebstahl frühzeitig zu verraten, wird er kurzerhand mit eingesackt. Zusammen begeben sie sich auf eine Tour nach Italien, ans Meer, nach San Vicente, immer verfolgt von Dr.Rose und Vincents Vater. Natürlich kann das bei dieser Konstellation auch nicht wirklich gut gehen.

Nach Fatih Akins Soul Kitchen der zweite deutsche Komödienvolltreffer in diesem Jahr. Eine Komödie über Behinderte hätte durchaus auch in übelsten Klamauk ausarten können, aber Ralf Huettner hat hier alles richtig gemacht. Das Drehbuch stammt von Florian David Fitz, der auch den Vincent spielt. Die Rolle hat er sich wohl auf den Leib geschrieben, auch wenn ich dafür 5 Euro ins Phrasensparschwein werfen muss. Ich fand ihn umwerfend gut, Tourette kann auch schnell mal lächerlich wirken, Vincent merkt man den inneren Kampf an, gegen den Clown, der ihm zwischen die Synapsen scheißt, immer wenn er es überhaupt nicht gebrauchen kann. Karoline Herfurth als Magersüchtige ist ebenso überzeugend wie Johannes Allmayer als Neurotiker. Auch wenn es viele komische Momente gibt, merkt man doch häufig, dass es auf ein tragisches Ende zulaufen muss. Ein sehr ungutes Gefühl, weil man den drei Obersympathen so gerne ein Happy End wünschen würde. Völlig unnötig fand ich allerdings, dass Marie neben ihrer Magersucht auch noch die dicksten Tüten gebastelt hat. Entweder kiffen oder hungern, beides zusammen halte ich für völlig unrealistisch.

Vielleicht kein Film für das durchschnittliche Keinohrhasenpublikum, aber das Kino war gerammelt voll, wir haben viel Glück gehabt mit den Sitzen. Es wäre dem Film zu wünschen, dass es noch ein paar Wochen so bleibt. Da man ja heute schnell als Raubkopierer verhaftet wird, wenn man im Kino das Handy zückt, gibt es nur ein Foto von der Fassade des Zeise.

Und natürlich ist das Handy im Kino sowieso ausgeschaltet.

Schreibmusik: Cory Chisel & The Wandering Sons -  Death Won't Send A Letter

1 Kommentar:

  1. *schlapplach* dicke tüten und dann magersüchtig??
    ich würde sagen, schlecht rescherschiert, hörr drehbuchautor

    AntwortenLöschen