Dienstag, 2. Oktober 2012

Das Brötchendesaster















Brötchen hatte ich mir eigentlich längst abgewöhnt, die ganzen Knack-, Back- und Sonstwiefrischen Dinger der Ketten schmecken alle gleich, der letzte kleine Bäcker hier um die Ecke verkauft Luftbrötchen und überhaupt ist Brot viel gesünder. Von wegen Ballaststoffe und so..
Bis Muddern irgendwann anfing von den Tim Mälzer Brötchen vom Backhus zu schwärmen, die wären so lecker, die müsste ich unbedingt probieren. Hab ich anfänglich nicht ernst genommen, denn Timmi ist Mudders unangefochtener Liebling, da muss man den dicken Sympathiebonus schon vorher abziehen. Aber in diesem Fall war das ein goldrichtiger Tipp, wenn ich mal Brötchen gekauft habe, dann Mälzer. Nicht immer einfach, denn die waren begehrt, um 10 Uhr oft schon ausverkauft, dann musste Ersatz her. Dadurch hab ich die Walnusswecken entdeckt, die manchmal noch besser passten, zum Beispiel zum Serrano meines Spaniers. Auch begehrt, auch schnell weg. Dat Backhus hatte einen neuen Stammkunden.

Bis ich vor ein paar Wochen keine Mälzer mehr bekam. Nicht etwa ausverkauft, die Produktion wurde eingestellt. Denn der kleine Timmi, so flüsterte mir die Brötchenfachverkäuferin, wollte mehr Geld haben für seinen Namen. Dann hätte man seine Semmeln für einen Euro verkaufen müssen, und das würden sie doch auch nicht bezahlen wollen, oder?

Was soll man da entgegnen? So wie es aussieht gibt es gleich drei Verlierer dieser Verhandlungen, Timmi verdient nichts mehr daran (bis er einen Bäcker findet der seinen Preis bezahlt) , Dat Backhus verdient auch nichts mehr daran und der Kunde bekommt seine Lieblingsbrötchen nicht und bleibt weg.

Ich bin dann nur noch selten hingegangen, immer wenn ich mal Appetit auf Walnusswecken hatte, was den Mädels dort durchaus aufgefallen ist, wie entsprechende Nachfragen zeigten.
Vor ein paar Tagen hab ich auch die nicht mehr bekommen. Nicht etwa ausverkauft wie so oft, Produktion eingestellt. Das war so eine saisonale Sache, das wär jetzt ausgelaufen und dafür gibt es bald irgend etwas anderes. Ganz ehrlich, dieses Geschäftsmodell versteh ich nicht. Ist mir aber auch egal, ich ess dann wieder Brot.
Heute war ich wieder mal da, weil mir das Glas mit Birnengelee ins Auge stach, das seit Tagen ungeöffnet auf dem Küchentisch stand. Dafür braucht man frische Brötchen, immerhin gibts im Backhus ja noch diese leckeren dänischen Blätterteigbrötchen, die sind ideal, gerade für leckere Konfitüren, Marmeladen und Gelees.

Leider gab es keine. Nicht etwa ausverkauft, Produktion eingestellt. Das war so ein saisonales Ding, dafür gibt es demnächst etwas anderes.

Und ab heute gibt es einen Kunden weniger, endgültig. Dumm gelaufen.

Brötchentrauermusik: Calexico - Algiers

14 Kommentare:

  1. Kenne ich alles, also nicht die Timmibrötchen, aber dieses Dilemma mit dem "sind heute schon aus". Ich will sofort wieder die Zeiten, in denen es vier Brötchensorten gab und die bis nachmittags um drei. Heute hat jede mittelmässige (Auf-)bäckerei mindestens 15-20 Sorten. In der Regel sind die ausverkauft, auf die man gerade Lust hat.
    btw: mir fällt gerade auf, dass es hier ja so ist, wie ich das von früher kenne ;-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Die Idee hat was, aber nur wenn die vier Sorten dann auch die richtigen sind und das wird jeder anders bewerten :)

      Löschen
  2. Das ist ein Kreuz mit den leckeren Sachen die einem ans Herz gewachsen sind.
    Allerdings kann ich das Geschäftsmodell des Brötchedealers auch nicht nachempfinden, wenn etwas sehr gut läuft lasse ich das doch saisonübergreifend im Sortiment. Naja da sind studierte Marketingexperten am Zuge, die werden schon wissen was sie machen...

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Dann sind das dieselben Marketingexperten die für die Musikindustrie arbeiten, die sind ähnlich planlos.

      Löschen
  3. da hat jemand wohl den marketing- und kundenbindungsunterricht geschwänzt, was is das denn für ein geschäftssinn?
    *kopfschüttel*

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Naja, Bäcker halt. Wundert mich nur, dass der mit so einem Geschäftssinn eine ganze Kette auf die Beine gestellt hat, waren vielleicht die Vorfahren.

      Löschen
  4. Gut so! Du bist immerhin einer der wenigen die konsequent sind und das auch durchziehen einfach mal weg zu bleiben! Sonst lernen die das ja nie. ;-)

    Gruß Hawk

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Mal sehen ob noch Kommentare von den Mädels kommen, alle paar Wochen hol ich mir da vielleicht noch was. Berliner wahrscheinlich schon am Freitag, gezwungenermaßen.

      Löschen
  5. Ich sach ja: Klunschbäcker! Da ist die Auswahl nicht so groß, aber beständig. Und zwar wird ab Mittag alles ein bisschen weniger bis ausverkauft, 1h vor Ladenschluss gibt es nur noch den Rest, aber diese Reste sind von gleichbleibender (guter) Qualität.(Und bei meinem Klunschbäcker auch noch billiger)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Wir haben nur einen Klunschbäcker, der kann aber außer seiner Maracujasahnetorte nichts richtig gut, schon gar keine Brötchen.

      Löschen
  6. WTF??? Das sind drei elementar wichtige Brötchen aus deren Sortiment. Da bleibt ja eigentlich nichts vernünftiges mehr übrig... :(

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Mein Reden! Das restliche Programm ist Standard, das bekomm ich in ähnlicher Form bei jedem anderen Bäcker.

      Löschen
  7. loooooooooooooooooooooool "Brötchentrauermusik" und ich find auch. Beim Brot und Semmeln hört sich der Spaß auf! Ich verstehe manche Entwicklungen einfach nicht mehr. Wer kauft denn diesen Mist an labbrigen und geschmacklosen Teigklumpen?

    AntwortenLöschen
  8. Weck, Worscht un Woi... wie der gemeine Hesse (ansich) zu saaache pflescht.
    Bleibt also nur noch der Worscht un die Woi, gell ? Alleweil.

    Tja.

    Sic transit gloria mundi !

    AntwortenLöschen