Montag, 14. Mai 2012

Rollatorfestival mit kleinen Perlen















Barmbeks schönstes Straßenfest soll es sein, die "Bunte Maile" rund um die Köster-Stiftung, mit Musik, Kinderprogramm, Flohmarkt, Infoständen sozialer Einrichtungen und der üblichen Versorgung mit B&B. Da die Prinzessin noch zwei Stunden auf ihren kleinen Freund warten musste war das nur als Überbrückung gedacht, bevor wir zum Hafengeburtstag aufbrechen konnten. Außerdem eine willkommene Gelegenheit für mich, das aus Zeitgründen ausgefallene Frühstück nachzuholen.
Dieses sollte eigentlich aus einem anständigen Fischbrötchen bestehen, lecker Matjes oder Bismarckhering mit Zwiebeln. Kein Problem am Hafen, in Barmbek schon. Bekommen habe ich die wahrscheinlich schlechteste Currywurst meines Lebens, deren dünnflüssiger Billigketchup mir als erstes das frische Sweatshirt versaute. Das hätte ich als Warnung verstehen sollen, denn der hinterher "genossene" Crêpe (der wahrscheinlich schlechteste meines Lebens) war nicht geeignet, diese Scharte wieder auszuwetzen. Aber wer kann schon ahnen, dass man sogar etwas simples wie einen Crêpe versauen kann. Sogar die Prinzessin hat, trotz Schokoladenfüllung, den größten Teil verschmäht, ein geradezu vernichtendes Urteil.
Das Oldtimejazzgedudel der im Hintergrund aufspielenden "Combo" war ebenfalls nicht dazu angetan mein körperliches Wohlbefinden zu verbessern, aber die angemessene Musik für das überwiegend ältere Publikum, von dem gefühlte dreißig Prozent mit Gehhilfe unterwegs war. Das Fest rund um die Köster-Stiftung, hätte man auch drauf kommen können.

Grandios schrottig auch der Flohmarkt, auf dem Dinge feil geboten wurden, die ich nur in dunklen Winternächten zur Mülldeponie fahren würde, hätte ich jemals so etwas besessen. Dazu zähle ich jetzt ausdrücklich nicht die Very Best of ABBA, obwohl ich bestimmt nicht deren größter Fan war. Überhaupt besteht der Sinn vieler Flohmärkte wohl eher darin, seine Freizeit relaxt hinter einem Tapeziertisch zu sitzen, dabei seinen Kaffee zu trinken und mit den Besitzern der Nachbartische ausgiebig Konversation zu betreiben. Ernsthafte Verkaufsgespräche wären dabei eher hinderlich, deshalb bietet man Waren an, die möglichst niemand haben will. Videorekorder, die schon bei Neukauf von zweifelhafter Qualität gewesen sein müssen, jede Menge Rasierapparate, die den Eindruck erweckten, schon jede Menge Vorbesitzer von Haaren in Körperregionen befreit zu haben, die ich mir nicht einmal in Alpträumen vorstellen will. Von Fotoapparaten, die als Gratisbeilage eines Comics vor 30 Jahren vielleicht für Aufsehen gesorgt hätten, bis hin zum hsv Trikot aus der letzten Saison gab es unglaublich viel unnützen Kram, für den sich dann auch kein Mensch interessiert hat.        

Einzig das Pflichtbewusstsein ließ mich auf den wenigen Ständen mit gebrauchten Tonträgern nach einer Bibi Blocksberg CD suchen, nach der von anderer Seite verlangt wurde. Bibi Blocksberg war leider Fehlanzeige, aber dadurch habe ich die wohl einzigen beiden Perlen gefunden, die sich in dem ganzen Gerümpel versteckt hatten, Sinéad O'Connors Throw Down Your Arms in der Special Edition, bei der zu meiner Überraschung die zusätzliche Dub CD gleich in doppelter Ausführung enthalten war, und eine mir bis dahin unbekannte Scheibe von R.L.Burnside aus dem Jahr 2000, zu einem Stückpreis von 2 Euro.
Kann man nicht meckern, unter der Rollatorkundschaft war glücklicherweise niemand, der sich dafür interessiert hat.

Daher veredelt er jetzt mir den Abend: R.L.Burnside - Wish I Was in Heaven Sitting Down

3 Kommentare:

  1. Ooooh... eine R.L.Burnside, die ich evtl. auch nicht kenne/habe ? MUSS ich haben; ist zwar keine arabische Folklore und etwas wenig Beats per Minute, aber dennoch. *g*
    Um welche Scheibe handelt es sich denn, mal neugierig nachgefragt ?

    AntwortenLöschen
  2. Wish I was in Heaven... passt ja zu deinen Barmbecker Erlebnissen.
    Und, naja, Hard Time killing Floor kann vielleicht sogar über einen miesen Crepe hinwegtrösten...

    AntwortenLöschen
  3. Pappenheimer, das steht im letzten Satz. Ob Du die evtl. nicht kennst/hast vermag ich nicht zu sagen, ich habe schon länger nicht in Deinem Regal gewühlt.

    Herr Ärmel kennt die Scheibe wohl, wie die Bemerkung mit dem Hard time killing floor zeigt :)

    AntwortenLöschen