Samstag, 6. August 2011

Das hab ich mir verdient
















Ein wenig kalkuliertes Risiko war schon dabei, als ich mir die Karte für das Heimspiel gegen Alemannia Aachen zulegte, schließlich befand ich mich am Anfang des Tages noch in den beschaulichen Niederlanden. Da man Ferienhäuser gemeinhin bis 10 Uhr räumen muss (in unserem Fall sogar erst 10:30 Uhr) stand der Abreisezeitpunkt wenigstens halbwegs fest. Die Autobahnen waren frei, sogar die Fahrt auf der üblen Strecke zwischen Bremen und Hamburg verlief so reibungslos, dass wir uns einen kurzen Zwischenstopp leisten konnten.
Nur vor Hamburg, da ging gar nichts mehr. Ich hatte die Wahl zwischen 8 Kilometer Stau vor dem Elbtunnel mit anschließender Stadtdurchquerung oder 14 bis 16 Kilometern Stau auf der A7 Richtung Lübeck. Da beides nicht so recht in meine Zeitplanung passen wollte, entschied ich mich für die dritte (und schlechteste) Lösung, Abfahrt in Harburg und über die Elbbrücken. Mindestens 20 Kilometer Stau durch die Stadt, Baustellen, Unfälle, alles dabei. Hat natürlich keiner vor gewarnt, sonst wären die Staumeldungen im Radio auch bald 20 Minuten lang gewesen, da war nur noch Platz für das Autbahnfundbüro. Campingausrüstung, Holzlatten, ein Fahrradkorb und Fußgänger auf der Autobahn. Wobei Fußgänger inzwischen so häufig gemeldet werden, dass ich den leisen Verdacht habe, die suchen auf den Straßen nach Teilen für ihren nächsten Flohmarkt. Fahrradkörbe und Campingausrüstungen sind bestimmt ein Renner.

Nach fast zwei Stunden Stau blieb mir nichts anderes übrig, als die Kinder schnell zu Hause abzusetzen und mich sofort auf den Rückweg Richtung Stadion zu machen. Ebenfalls höchst riskant, da der Hamburger Sommerdom gerade begonnen hat, mit Parkplätzen in Stadionnähe war nicht zu rechnen, mit der Bahn hätte ichs aber nicht mehr geschafft. Also noch einmal mein Glück strapazieren. Immerhin hatte das schon dafür gesorgt, dass ich die Karten am Abreisetag noch aus dem Briefkasten fischen konnte.
Dieses Glück war mir auch wieder hold, direkt vorm Michel machte jemand eine Parklücke frei, Karre abgestellt und nach 10 Minuten Gewaltmarsch völlig durchgeschwitzt am Stadion angekommen, Bier gezogen, die Jungs vom Fanclub kurz begrüßt und Anpfiff.

Und dann nochmal Glück gehabt. Meine Fresse, was fürn Spiel wieder. Da zappeln unsere Jungs doof in der Gegend rum, Boller bringt den Ball wieder wunderbar in die Mitte, wie schon gegen Frankfurt, und es steht nach nicht mal 10 Minuten schon 0:1. Hey, ich hab mir den Arsch aufgerissen um hier sein zu können, also kommt in die Gänge. Ich will einen Heimsieg, das hab ich mir langsam mal verdient.
Statt dessen seh ich unsere Abwehr schwimmen, immer wenn Aachen über die Außen kommt, von uns kommt nicht viel, nur nervöses Gebolze. Sogar Tschauner zeigt leichte Unsicherheiten. Scheinbar haben die seit Trier Ködel in der Hose, laufen rum wie die Angsthasen, keiner geht mal richtig auf den Mann.
Zehn Minuten später gibts dann doch Song 2 für Tor 1, von Max Kruse. Und alle so: Yeaah. Endlich mal wieder was zu feiern. Das Spiel wird davon nicht viel besser, im Gegenteil, Ebbers muss raus. Nicht weil Schubi sauer ist über eine vergebene Chance, obwohl ich das verstanden hätte. Nein, er ist verletzt. Fabelhaft, wo wir doch so viele Stürmer haben. Ich bin begeistert.
Kurz vor der Teepause schubst irgendein Aachener Bruns im Strafraum um, dabei hatte Flo bis dahin schon auf Grätschen verzichtet um sein Trikot zu schonen. Bruns ist sauer wegen seiner schmutzigen Hose und verwandelt den Strafstoß selber, 2:1. Halbzeit.
Ein Bier wäre dringend vonnöten gewesen, das parkende Auto sprach dagegen. Für Mineralwasser steh ich aber in der Halbzeitpause nicht an, also stehen bleiben und durchhalten.
Die zweite Hälfte war nicht viel erbauender, in der 1.Liga haben sie uns bei solchen Kicks den Arsch versohlt, aber Alemannia Aachen ist Gott sei Dank harmloser. Sieht zwar manchmal gefährlich aus, aber Tschauner hat seine Sicherheit rechtzeitig wiedergefunden, was ein Glück für seine Vorderleute ist, die suchen immer noch. Zwischendurch verletzt sich Kalla, aber wie mein Nebenmann ganz trocken feststellte, haben wir in der Abwehr keine wirklichen Besetzungsprobleme. Trotzdem find ich das gerade für Schnecke schade, der war auf einem guten Weg.
Aus Sicherheitsgründen hätte ich gerne vor der 80.Minute die Führung ausgebaut gesehen, man kennt das ja mit den verschenkten Punkten. Bis zur letzten Minute haben sie mich hingehalten, erst musste die Latte herhalten bevor Kruse seinen Schlappen ein zweites mal draufgehalten hat. 3:1 Endstand.

Da hats mich dann auch nicht mehr gehalten und ich hab ein zweites Bier getrunken, trotz Auto. Naja, ich hätte Wasser getrunken, aber das Bier war schon bestellt, bezahlt und fertig, da kann man nichts machen.
Das hatte ich mir auch verdient.


Schreibmusik: Burg Herzberg 2011 Special auf DBWG Radio mit xs4all

2 Kommentare:

  1. 3 Punkte sind 3 Punkte sind 3 Punkte...
    Aachen ist auch kein potenzieller Absteiger, so schlecht wie die in der Tabelle stehen sind sie nicht.

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  2. Trotzdem sollte man nicht die Augen verschließen, bisher waren das allenfalls zwei gute Halbzeiten in den ersten drei Spielen. Pokal lass ich mal weg. So allmählich müssen sie sich steigern.

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