Donnerstag, 16. September 2010

Markante Köpfe
















Mein Kater sieht aus als hätte jemand auf ihn geschossen, so groß ist die Wunde an seinem Kopf, und das ist allein meine Schuld. Wäre ich sofort zum Arzt gegangen, dann hätte man den Tumor eventuell noch weglasern können, der sich über seinem Auge gebildet hatte.
Glücklicherweise erwies sich das ganze trotzdem nur als "Pillepalle", wie es Tierarzt Dirk Schrader nannte, Sorgen muss ich mir jedenfalls nicht machen, in 10 Tagen wird der Faden gezogen und der Rest wächst wieder nach, das wäre mehr ein kosmetisches Problem.
 
Schrader selbst ist ein ebenfalls ziemlich markanter Kopf, auch ohne Wunde, über die Stadtgrenzen hinaus bekannt, halten ihn die einen für ein Arschloch, wie ich heute verblüfft von jemandem vernehmen musste, die anderen allerdings, zu denen auch ich mich zähle, halten ihn für den besten Arzt den man für sein Tier bekommen kann.

Die Arschlochfraktion bildet sich mit hoher Wahrscheinlichkeit aus dem konservativen Rahlstedter Bürgertum, denn Schraders Herz schlägt deutlich links, seine teils radikalen Ansichten zum Tierschutz, insbesondere der Hamburger Kampfhundeverordnung, gegen die er auch bei Günter Jauch zu Felde zog, stießen nicht überall auf Gegenliebe.

Wolfgang Poggendorf, den ehemaligen Vorsitzenden des Hamburger Tierschutzvereins, nannte er einen Lügner und Betrüger, wurde sogar, wegen eines allerdings ziemlich unpassenden Nazivergleiches, zu einer Geldstrafe verurteilt. Manchmal gehen halt die Pferde mit ihm durch. Zwei Jahre später musste Poggendorf allerdings deutlich mehr zahlen, als er wegen Untreue und Unterschlagung vor Gericht stand. Es gibt Veterinäre, die kennen sich nicht nur mit Tieren gut aus.

Die andere Fraktion weiß sein Haustier dort in den besten Händen, wechselt selbst bei einem Umzug ins Umland nicht den Arzt, oder kommt sogar mit dem ÖPNV aus der Schanze, weil sie ihre Tiere auch dann bestens versorgt wissen, wenn das Geld bei den Besitzern gerade mal knapp ist. Was zu Schraders Beliebtheit bei den Kollegen auch nicht gerade viel beitragen dürfte, aber ich glaube, das ist ihm egal.

Schade nur, dass seine Patienten nicht immer zu schätzen wissen was er für sie tut. Mein Kater war jedenfalls ziemlich knurrig als ich ihn abholen durfte, aber wenigstens hat er nicht die halbe Praxis zerlegt. Sein Vorgänger war darin ein wahrer Meister, aber mit dem war ich auch immer bei den falschen Ärzten.

Schreibmusik: Morcheeba - Blood Like Lemonade

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