Donnerstag, 3. Juni 2010

Dasisallesganichsodoll
















Da fährt man zur Post um ein Paket abzuholen, kommt nach Hause und findet im Briefkasten eine Benachrichtigung, dass man sich bei der Post ein Paket abholen kann. Großartig, die Chancen auf einen Parkplatz im Apostelweg an gleich zwei Tagen hintereinander? Eher unwahrscheinlich.
Ich musste dann heute tatsächlich aber nur 100 Meter weiter laufen, dafür hab ich endlich Wackelpeters Sonderposten gefunden, den ich vor Jahren schon einmal an der falschen Ecke der Bahnhofstraße vermutet hatte. Richtig ernsthaft geguckt hab ich danach nicht mehr, quasi als Selbstschutz, bei Tonträgern werde ich schnell maßlos, vor allem bei Sonderposten.

Aber wenn man schon mal davor steht, dann kann man ja wenigstens die 1 Euro Grabbelkiste durchsuchen. Immerhin, Emancipation von Prince, 3er Box 3 Euro, aber die hab ich ja. Oberkrainer. DJ Bobo. Nicht sonderlich ergiebig. Ich war gerade mit den ersten beiden Reihen durch, als sich jemand zu mir gesellte. Ich hätte es auch gemerkt, wäre er unsichtbar gewesen. Eine Dunstglocke aus Zigarettentabak und Alkohol waberte einen ganzen Meter vor ihm her, Marke Gauloise/Holsten Edel, wenn nicht schlimmer. Zwei dürre, komplett tätowierte Arme begannen nach Schnäppchen unter den CDs zu suchen. 
Klapp-klapp-klapp-klapp. Nach wenigen Minuten vernahm ich ein leicht lallendes, dahingenuscheltes "Dasisallesganichsodoll".  Weder Prince, noch die Oberkrainer oder DJ Bobo schienen ihn zu interessieren, dabei waren das noch die bekannteren Namen. Der Mensch sah mir nicht so aus, als hätte er mal was von Ocean Colour Scene oder Denny Laine gehört. Ob der Geruchsbelästigung vermied ich es lieber, nach seinen musikalischen Vorlieben zu fragen. Vielleicht wäre er gegangen, hätte ich ihm gesagt, dass weder Scorpions noch Lena Meyer-Landrut zu finden waren, vielleicht wäre aber auch eine längere Diskussion entstanden, das wollte ich dann doch lieber vermeiden.
Klapp-klapp-klapp-klapp. "Dasisallesganichsodoll". Klapp-klapp-klapp-klapp. "Dasisallesganichsodoll".
Ich war durch und konnte dem Dunst entfliehen, indem ich mich an den nächsten Tisch begab, da standen die Jazzplatten, und ich war guter Hoffnung, dass sich die Aromabombe weniger dafür interessieren könnte.
Irrtum, er folgte mir nach wenigen Minuten. Vielleicht lag es auch daran, dass der Stapel in meiner Hand langsam anwuchs. Dizzy Gillespie, Fats Navarro, Sidney Bechet, Teddy Wilson, Buck Clayton, McCoy Tyner, Lester Young, der Tisch war eine Festtafel. Allerdings nicht für die wandelnde Dunstglocke, die nach wenigen Minuten wieder anfing zu kommentieren.
Klapp-klapp-klapp-klapp. "Dasisallesganichsodoll". Dochissesdas. Aber das muss man schon wissen.

Wackelpeters Sonderposten wird vollständig von behinderten Menschen betrieben, ein richtig guter Laden in  dem man richtig gut Geld ausgeben kann. Ich hab es vermieden drinnen noch lange weiter zu stöbern, obwohl die Preise da auch noch ziemlich günstig waren, aber das hätte im Endeffekt sehr teuer werden können. Ein kurzer Blick in die eine oder andere Ecke und in die Regale hat schon gereicht um festzustellen, dass da sicher noch verborgene Schätze zu heben sind. 
Aber erst muss meine Karre durch den TÜV.


Schreibmusik: American Mars - Western Sides

2 Kommentare:

  1. *waidmannsheil* das war wohl ein ergiebiger streifzug

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    das kommt bei *click* auf den wackelpeter-link....bin ich schon wieder zu sehr neubienchen?

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  2. Na super, gestern konnte ich den Artikel noch lesen, heute wollen sie Geld dafür.

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